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ARD-Wirtschaftsmagazin "plusminus"
Greenpeace will Klon-Patent des Stammzell-Forschers Brüstle verbieten lassen

Köln (ots)

Köln, 25. Februar 2003 - Die Umweltorganisation
Greenpeace will gegen ein Patent vorgehen, das dem Stammzell-Forscher
Oliver Brüstle die wirtschaftlichen Verwertungsrechte auch auf Zellen
aus geklonten Embryonen einräumt. Dies berichtet heute das ARD-
Wirtschaftsmagazin "plusminus" (21.55 Uhr, im Ersten). Von der
Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt hatte das deutsche Patentamt
bereits 1999 einen entsprechenden Antrag des Bonner Professors für
Neuropathologie genehmigt. Greenpeace fordert jetzt von
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, das Patent aus dem Verkehr
zu ziehen: "Die Produktion menschlicher Embryonen zu kommerziellen
Zwecken ist ethisch nicht akzeptabel. Die Justizministerin ist
oberste Aufsichtsperson im Patentrecht; sie hat die Verantwortung
hierfür", erklärte Patentexperte Christoph Then gegenüber dem WDR.
Anfang 2002 hatte der Bundestag dem bekanntesten deutschen
Stammzell- Wissenschaftler den Weg bereitet, an Zellen von
überzähligen Embryonen aus Fortpflanzungskliniken zu forschen. Im
Vorfeld hatte Brüstle noch unterstrichen, er sei entschieden dagegen,
eigens zur Stammzell-Gewinnung Embryonen im Labor zu klonen. Auch
sein größter politischer Förderer, der damalige NRW-Ministerpräsident
Wolfgang Clement, hatte wörtlich versichert: "Ich will kein Klonen.
Ich will keine Produktion von Embryonen zum Zwecke der Verwertung."
Trotzdem wollte sich Clement nunmehr zu dem Sachverhalt nicht äußern.
Stammzell-Forscher Brüstle korrigierte sich jetzt gegenüber dem WDR,
dass es notwendig sein könnte, für Forschungsstudien "in geringer
Zahl tatsächlich solche Experimente durchzuführen." Während er in dem
WDR-Interview ein massenhaftes Klonen für klinische Zwecke
ausschloss, räumte Brüstle zugleich ein, dass er in einem aktuellen
Verfahren vor dem Europäischen Patentamt auch für eine klinische
Anwendung die kommerziellen Rechte an Zellen beantrage, die durch
Klonen gewonnen wurden.
Der Bonner Neuropathologe gilt als Hoffnungsträger, die Therapie
von heute als unheilbar geltenden Krankheiten wie Alzheimer oder
Parkinson zu ermöglichen. Das erteilte Patent sieht vor, dass den
Patienten die aus Embryonen hervorgegangen Stammzellen transplantiert
werden. Greenpeace kritisiert, eine ohnehin umstrittene Methode, die
menschliche Embryonen zum medizinischen Materiallager mache, bekomme
so eine kommerzielle Ausrichtung. Darüber hinaus sei das Patent so
breit angelegt, dass Brüstle für die gesamte neuronale
Stammzell-Therapie ein Monopol zufallen könnte: "Die medizinische
Einrichtung müsste den Patentinhaber um Erlaubnis fragen; der kann
den Preis diktieren. Wenn tatsächlich dieses Verfahren zur Heilung
nützlich sein sollte, ist das ethisch unvertretbar", so Christoph
Then gegenüber "plusminus".
Rückfragen:
Detlef Flintz, WDR-Redaktion "plusminus", Tel. 0173/5469165
Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Tel. 0221/220-2770
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7899

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