"Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten"
Am Sonntag, 12. Oktober 2025, 18:30 Uhr, vom NDR im Ersten
München (ots)
Moderation: Tessniem Kadiri
Geplante Themen:
Ägypten: Gespräche für den Frieden?
Nachdem US-Präsident Trump eine Einigung über die erste Phase seines Friedenplans verkündet hat, gehen die Gespräche weiter. Die Menschen in Gaza und ihre Familien hoffen verzweifelt, dass der 20-Punkte-Friedensplan schnell ein Ende der israelischen Angriffe und die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen für die hungernden Palästinenser bringt. Wie erleben die Betroffenen und ihre Familien diese Tage? Palästinensische Familien, die es inzwischen bis nach Ägypten geschafft haben, leben zwischen Hoffen und Bangen. Was, wenn es nach der verkündeten Einigung nicht schnell zum Ende der Bombardierungen kommt? Wer wird die Umsetzung kontrollieren? Und was wird aus den Angehörigen im Gaza-Streifen bis dahin? Werden sie von einem möglichen Wiederaufbau profitieren können? Und in Israel fragen sich die Menschen, wann die verbliebenen Geiseln endlich freikommen. Der "Weltspiegel" berichtet über die Verhandlungen in Ägypten. (Autorin: Karin Feltes, ARD-Studio Kairo)
USA: Bürgermeisterwahl in New York City - Wie weit links stehen die Demokraten?
Am 4. November tritt Zohran Mamdani als Spitzenkandidat der Demokraten bei den Bürgermeisterwahlen in New York an. Sein Wahlkampf ist geprägt von Social Media. Auf TikTok folgen ihm 1,4 Millionen Nutzer, seine Videos werden millionenfach geklickt. Er fordert bezahlbare Lebensmittel und staatlich betriebene Lebensmittelgeschäfte, bessere Bedingungen für Kleinunternehmen, kostenlose Stadtbusse und kostenfreie Kinderbetreuung - alles bezahlt mit Steuern für Wohlhabende. Der 33-Jährige will nahbarer und echter zu wirken als andere Politiker. Zur etablierten Elite seiner demokratischen Partei im liberalen New York geht er bewusst auf Distanz. Doch er muss sich auch Kritik gefallen lassen. Seine Verwendung des Wortes "Völkermord" zur Beschreibung des Vorgehens der israelischen Regierung im Gazastreifen und seine Selbst-Bezeichnung als "demokratischer Sozialist" sind für einige in der demokratischen Partei untragbar. Im Juli hatte sich Mamdani bei den partei-internen Vorwahlen unter anderem gegen seinen Hauptkonkurrenten Andrew Cuomo, den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaats New York, durchgesetzt. Nach seiner Niederlage kandidiert Cuomo jetzt als unabhängiger Kandidat. Sollte Mamdani gewählt werden, wäre er der erste muslimische Bürgermeister der Stadt und der erste mit indisch-amerikanischen Wurzeln. Der "Weltspiegel" begleitet den Wahlkampf des demokratischen Kandidaten. Für US-Präsident Trump ist er jetzt schon ein rotes Tuch! (Autorin: Marion Schmickler, ARD-Studio New York)
Großbritannien: Flaggenstreit und Proteste gegen Einwanderung - Der Aufstieg der Rechten?
Sie nennen sich "Pink Ladies", sind zwischen 45 und 70 Jahre alt und ziehen seit einigen Monaten jeden Samstag in rosa und pinker Kleidung vor ein Hotel in Newcastle, in dem Asylsuchende untergebracht sind. "Wir haben Angst, dass die jungen Männer eine Gefahr für unsere Kinder und Enkelkinder sind", sagen die Frauen. Auf ihrem selbst gemalten Banner steht in rosa: "Wir sind nicht Rechtsaußen, sondern besorgte Mütter und Großmütter." Einige der Pink Ladies sind vor einigen Wochen extra nach London gereist, als der rechtsextreme Aktivist Tommy Robinson zum Protest aufrief und mehr als hunderttausend folgten. Ihre Sorgen und ihre Ablehnung der Regierung sind größer als ihre Berührungsängste mit "Tommy", wie sie ihn nennen. Und es herrscht Flaggenstreit im Land: Vielerorts wehen nun St. George's Cross und Union Jacks an Laternen, Kreisverkehren, Häusern. Was für die einen "nur" Patriotismus sein soll, spaltet. Hinter der Kampagne stehen oft rechte Gruppen, die Flaggen als Symbol im Streit über Migration und Identität nutzen. Viele, die anders aussehen, anders denken, fühlen sich jetzt bedroht und fürchten, dass das Land sich in die falsche Richtung entwickelt. (Autorin: Mareike Aden, ARD-Studio London)
Grönland: Skandal um Spiralen
Es ist ein Skandal, der bis heute nachwirkt - und der das Verhältnis zwischen Dänemark und Grönland tief belastet. Vor allem in den 1960er- und 70er-Jahren ließ die dänische Regierung tausenden grönländischen Frauen Spiralen einsetzen. Die ehemalige Kolonialmacht wollte die Geburtenrate absenken - denn Dänemark finanzierte schon damals große Teile des grönländischen Staatshaushaltes - inklusive Gesundheitswesen. Und die Gesundheitskosten wollte die Regierung in Kopenhagen dringend reduzieren. Die Grönländerinnen bekamen viele Kinder - nicht selten schon als Jugendliche. Zwangsverhütung schien das Mittel der Wahl zu sein - denn in vielen Fällen wurden den Mädchen und Frauen Spiralen ohne ihre Zustimmung eingesetzt. Manche waren erst 13 Jahre alt. Mehr als 4000 Grönländerinnen leben bis heute mit den Folgen. Viele können keine Kinder bekommen, andere kämpfen mit Scham und Wut über das, was ihnen angetan wurde. Das Vertrauen zwischen Ex-Kolonialmacht und ehemaliger Kolonie hat schweren Schaden genommen - ausgerechnet jetzt, wo Grönland durch seine Bodenschätze und strategische Lage wieder stärker in den Fokus internationaler Interessen gerät. (Autorin: Sofie Donges, ARD-Studio Stockholm)
Singapur: Hausmädchen werden Unternehmerinnen
Sie verlassen ihre Heimat und gehen im Ausland harter, oft nicht gut bezahlter Arbeit nach - ein Schritt, den niemand leichtfertig geht. Und doch schätzt die Internationale Arbeitsorganisation, dass über 160 Millionen Menschen weltweit genau das tun, um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein Land, das von Arbeitsmigranten abhängig ist, ist Singapur. Rund 15 Prozent der Bevölkerung gelten als Arbeitsmigranten. Oft bleiben sie Jahrzehnte, arbeiten auf dem Bau oder als Hausangestellte, weil sie keine andere Perspektive haben. Jetzt will eine Organisation aber genau das ändern. Mit praxisnahen Kursen sollen vor allem Frauen die Chance bekommen, nach Hause zurückzukehren und sich dort etwas aufzubauen. Als Kleinunternehmerinnen sollen sie sich nach einer Rückkehr in ihre Heimat Wohlstand erarbeiten - und diesen dann auch nachhaltig ausbauen. (Autor: Maximilian Seib, ARD-Studio Singapur)
Kolumbien: Gravity Biker - Rasen zum Überleben
Die Stadt Medellín galt einst als Hochburg der kolumbianischen Drogenmafia, ein Ort voller Angst und Gewalt. Inzwischen sind die Kartelle im Alltag der Menschen nicht mehr so präsent wie vor 20 Jahren, aber die Angst und vor allem die Armut vieler sind geblieben. Der 18-jährige Nicolas hat seinen Ausweg gefunden, um mit dem Frust eines perspektivlosen Alltags fertig zu werden. Er gehört zu den "Gravity-Bike"-Radfahrern, die in Medellín inzwischen unterwegs sind. "Gravity Bikes" sind Rennräder, die von ihren Besitzern so umgebaut werden, dass sie möglichst schnell im Verkehr die Straßen von den Bergen in die City runterrasen können. Ein lebensgefährlicher Sport, der vor allem den jungen Männern einen Kick verpasst, durch den sie ihren tristen Alltag vergessen können. Der Rausch der Geschwindigkeit macht süchtig, sagt Nicolas. "Klar habe ich Angst. Das ist ja mein Leben. Aber man vergisst alles, absolut alles. Probleme, alles, was einen belastet". Die lebensgefährlichen Abfahrten auf den Rädern faszinieren inzwischen auch immer mehr Kids in anderen südamerikanischen Städten, "Gravity Biker" gibt es nicht mehr nur in Medellín. (Autorin: Marie Kristin Boese, ARD-Studio Mexiko-City)
Madagaskar: Der Lemuren-Retter
Jonah Ratsimbazafy hat sich der Rettung von Lemuren verschrieben. Die Primaten kommen ausschließlich auf Madagaskar und den Inseln in der Nähe vor. 100 Lemuren-Affenarten sind bekannt, Professor Ratsimbazafy will alle schützen. Deswegen kämpft er um den Erhalt der Wälder auf Madagaskar, in denen die Lemuren leben. "In den nächsten 25 Jahren wird es vorbei sein mit den Wäldern Madagaskars, wenn die Geschwindigkeit der Abholzung anhält", warnt er. Vor allem die Produktion von Holzkohle aus geschlagenen Bäumen ist weit verbreitet und bietet eine einträgliche Einkommensquelle. Inzwischen hat der Lemuren-Retter viele Unterstützer gefunden, vor allem an der Universität unter seinen Studenten. Für sie ist er ein Held. Der "Weltspiegel" portraitiert den Lemuren-Retter. (Autor: Michael Stocks, ARD-Studio Johannesburg)
Redaktion: Clas Oliver Richter (NDR)
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