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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Unabhängigkeits-Referendum in Katalonien

Bielefeld (ots)

Der Konflikt zwischen der katalanischen Regionalregierung und der spanischen Zentralregierung trifft Europa mitten in einer tiefen Krise. In Brüssel fürchtet die EU-Kommission nichts mehr als einen Dominoeffekt: Was wäre, wenn sich Katalonien eigenmächtig von Spanien abspalten und dabei keinen Schaden nehmen würde? Bekämen dann nicht sofort Autonomiebewegungen in anderen wirtschaftlich starken Regionen Auftrieb, wie etwa das Padanien-Projekt in Norditalien? Ganz gleich, wie der Konflikt ausgehen wird: Der Schaden, den die egoistischen Katalanen und auch die unklug agierende spanische Regierung angerichtet haben, ist jetzt schon so immens, dass man die Europäische Union vielleicht nicht neu, aber anders denken sollte. Und dabei kann es nicht um eine politische Vertiefung und mehr zentrale Entscheidungsgewalt in Brüssel gehen. In der jüngeren Geschichte unseres Kontinents haben kluge Leute kluge Ideen entwickelt. Im Nachhinein weiß man: Mindestens zwei dieser Ideen wären besser umgesetzt worden. Da war 2008 Nicolas Sarkozys Konzept einer Mittelmeer-Union, die in abgeschwächter Form als »Union für den Mittelmeerraum« sogar noch existiert, aber eben nicht ansatzweise so, wie es - zugegeben, aus heutiger Sicht - sinnvoll gewesen wäre. Der damalige französische Präsident wollte die nordafrikanischen Staaten nicht zu EU-Mitgliedern machen, sie aber durch Abkommen so eng wie möglich an Europa binden. Auch wenn er es nicht ausdrücklich betonte: Sarkozy dachte historisch und hatte die Ausdehnung des Römischen Reiches im Sinn - vom Hadrianswall im Norden bis zum Südufer des Mittelmeeres. Das »Mare Nostrum« (»Unser Meer«) als Kultur- und Einflussraum begreifen und nicht als Namen für eine Marine-Operation der italienischen Küstenwache benutzen. Mit einer funktionierenden Mittelmeer-Union, die ohne Zweifel teuer und anstrengend gewesen wäre, hätte sich die Flüchtlingskrise ganz anders - und vor allem überhaupt - steuern lassen. Zweite gute Idee aus vergangenen Tagen: das Europa der Regionen, bereits Ende der 60er Jahre erdacht und Anfang dieses Jahrhunderts vom ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) vorangetrieben. Klar: Wenn ein Bayer das fordert, steckt Kalkül dahinter. Das schadet aber nicht, wenn damit separatistische Bestrebungen verhindert werden können. Auch wenn Spanien mit seinen abtrünnigen Basken und Katalanen ein spezieller Fall ist, so zeigt sich doch eines: In Zeiten der Globalisierung sind vielen Menschen ihre Identität und Heimat so wichtig, dass sie dafür kämpfen. Und das muss nicht schlecht für Europa sein.

Pressekontakt:

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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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