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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Hirtenbrief des Papstes

Bielefeld (ots)

»Schande und Reue« - deutlicher als Papst
Benedikt XVI. es in seinem Hirtenbrief getan hat, kann man ein 
Schuldeingeständnis nicht formulieren. Dass der Papst Deutschland 
unerwähnt lässt und seine Botschaft ausschließlich auf Englisch und 
Italienisch veröffentlicht, schmälert nicht die Geste des verbalen 
Kniefalls. Die Leviten, die Benedikt der irischen Kirche liest, 
gelten dem gesamten katholischen Weltkreis. Die Täter müssten sich 
nicht nur vor Gott, sondern auch vor weltlichen Gerichten für ihre 
Sünden verantworten: Das ist als klare Handlungsanweisung gegen 
jedwede Vertuschung zu verstehen.
Die Enttäuschung bei den deutschen Missbrauchsopfern ist dennoch 
nachvollziehbar. Sie fühlen sich vom deutschen Papst durch ihre 
Nichterwähnung alleingelassen. Ein Wort des Bedauerns, einen Halbsatz
mit der Aussage »auch in Deutschland« hatten sie erhofft. Die Kritik 
am Umgang mit den Missbrauchsfällen wäre damit zwar nicht verstummt, 
zumindest aber eingedämmt worden. Benedikt hat das Richtige gesagt, 
aus Sicht der Opfer aber noch nicht genug.
Doch der Papst versteht sich nun einmal nicht als Krisenmanager, 
sondern als spirituelles Oberhaupt der Weltkirche. Diesen Umstand 
verkennen jene Kritiker, die sich darüber beklagen, der Papst blende 
die »strukturellen Ursachen« für den Missbrauch unter dem Dach der 
Kirche aus - als da seien das Zölibat, das Prinzip des unbedingten 
Gehorsams, der Ausschluss von Frauen aus dem Priesteramt. Dabei 
bedarf es längst nicht mehr eines Papstwortes, um die Diskussion über
die Verfassung der katholischen Kirche zu eröffnen. »Mischt euch 
ein!«, lautet der unüberhörbare Aufruf des Diözesankomitees im 
Erzbistum Paderborn. Da sitzen keine atheistischen Kirchenhasser, da 
spricht die Basis, die ihre Kirche nicht verlassen, sondern besser 
machen will. Die Laien werden weiter nachdrücklich jene Fragen 
stellen, auf die die Kirche bislang keine Antworten gibt.
Das Missbrauchsproblem sei weder ein rein irisches noch ein rein 
kirchliches, schreibt der Papst. Das klingt wie der Versuch einer 
Relativierung, ist aber eben auch schreckliche Wahrheit. Die 
ungezählten Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule, die als 
reformerischer Gegenentwurf zur Disziplin-und-Gehorsam-Pädagogik 
gefeiert wurde, sind Beweis genug, dass es auch in vorgeblich 
hierarchiefreien Räumen Hierarchen gibt, die ihre Macht subtil 
ausnutzen. Auch diese Fälle wurden vertuscht - nicht zuletzt durch 
die unverständliche Zurückhaltung der Strafverfolgungsbehörden noch 
in den 90er Jahren. Wie viele Kinder auch heute noch in ihrer eigenen
Familie oder im privaten Umfeld missbraucht werden, ist gar nicht 
abzuschätzen.
Macht Eure Kinder stark! Kümmert Euch, wenn sie bekümmert sind! Das 
ist der einzige Ratschlag, der allen Eltern und der Gesellschaft mit 
auf den Weg gegeben werden kann. Kinder brauchen Schutz und Respekt. 
In der Kirche wie außerhalb.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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