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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Situation der Union:

Bielefeld (ots)

Wenn Angela Merkel sich die vergangenen Tage
hätte malen können, dann hätte sie sie wahrscheinlich genau so 
gemalt. Das SPD-Debakel bei der Europawahl verschaffte der Kanzlerin 
und CDU-Vorsitzenden einen glänzenden Start in die Woche: Keiner 
sprach über die 6,6 Prozentpunkte, die die Union eingebüßt hat. Zudem
war spätestens am Sonntagabend klar, dass der Wähler die Politiker 
sogar in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte nicht 
als »Retter vom Dienst« sieht.
Auf so ein Signal hatte die Union gewartet. Und ohne dieses Signal 
wäre das Thema Arcandor vielleicht doch anders angegangen worden. 
Nichts nämlich fürchtete die Union zuletzt mehr, als von der SPD als 
kalte marktliberale Kraft vorgeführt zu werden. Das hat auch im Fall 
Opel eine Rolle gespielt. Zwar ist es richtig, wenn die Kanzlerin 
immer wieder auf die besondere Situation des mit dem US-Konzern 
General Motors verbandelten Autobauers hinweist. Ebenso richtig ist 
aber, dass GM und Opel schon vor dem Beginn der Wirtschaftskrise in 
unübersehbaren Schwierigkeiten steckten.
 Dem Vorwurf des ordnungspolitischen Sündenfalls ist Merkel bisher 
stets souverän begegnet. Das heißt längst nicht, dass sie - frei vom 
Koalitionspartner SPD und frei vom nahenden Bundestagswahlkampf - 
genauso entschieden hätte. Erst die Europawahl hat der Union die 
Option verschafft, ein Stoppzeichen zu setzen. Die Dreistigkeit der 
Eigentümer, Staatshilfe zu fordern, aber das eigene Vermögen schonen 
zu wollen, hat der Union zusätzlich in die Karten gespielt. Die 
CDU-Vorsitzende und der Wirtschaftsflügel der Union sind nun ein 
ganzes Stück weit miteinander versöhnt.
Fürs Erste versöhnt dürfte nach der Europawahl auch CSU-Chef Horst 
Seehofer sein. Er weiß derzeit in Bundeswirtschaftsminister 
Karl-Theodor zu Guttenberg nicht nur den Star des politischen Berlin 
in seinen Reihen, sondern hat auch seine Bewährungsprobe bestanden.
Die SPD in der Depression, die eigenen Reihen geschlossen und die 
Schwesterpartei auf dem Wege der Genesung - das ist ein Dreiklang, 
der manchen zum Jubeln veranlassen könnte. Angela Merkel aber jubelt 
nicht. Wie unvorhersehbar das politische Geschäft ist, hat keiner 
besser verinnerlicht als die Kanzlerin. Im Frühjahr 2005 sah sich die
Union schon auf dem Weg zur absoluten Mehrheit, am Ende reichte es 
mit Mühe zum knappen Vorsprung in der ungeliebten Großen Koalition.
Zurückhaltung und Vorsicht fallen Angela Merkel nicht schwer. Im 
Hinblick auf die Bundestagswahl sind sie für die Union allemal 
angebracht. Nach einer Befragung von Infratest-dimap haben 23 Prozent
derjenigen, die bei der Europawahl abstimmten, ihre Entscheidung am 
Wahltag getroffen. Weitere 30 Prozent entschieden sich in den letzten
Tagen vor der Wahl. Das Rennen für den 27. September ist vollkommen 
offen. Es war einfach nur eine schöne Woche für Angela Merkel.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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