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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Doping in Deutschland

Bielefeld (ots)

»Schlussstrich« und »endlich« sind zwei ganz
wichtige Worte, wenn es in Deutschland um Vergangenheitsbewältigung 
geht. Aktuelles Beispiel: die Aufarbeitung des Dopings in der DDR.
Fünf aktuelle Trainer des Deutschen Leichtathletikverbandes, vor der 
Wende tief verwurzelt im real existierenden systematischen 
Zwangsdopingsystem des Arbeiter- und Bauernstaates, haben eine 
Erklärung verfasst und sie sich vom Deutschen Olympischen Sportbund 
absegnen lassen, in der sie ihr Bedauern über ihr damaliges Handeln 
äußern. 20 Jahre nach dem Mauerfall soll damit alles vergeben und 
vergessen sein, da sie sich geistig-moralisch gewendet hätten und 
ihre Schuld bekannt haben. Eine besonders obskure Begründung für eine
anzustrebende General-Absolution hat Walther Tröger, ehemaliger Chef 
des Nationalen Olympischen Komitees der Bundesrepublik, geliefert: 
Verurteilte Mörder würden doch auch schon nach 15 Jahren in Freiheit 
gelangen.
Dieser Vergleich ist so abstrus, dass man ihn eigentlich blöd nennen 
müsste. Doch er erlaubt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des
Sports.
Vor der Wende resultierte die Überlegenheit der DDR-Sportler aus 
Sicht der bundesrepublikanischen Funktionäre zuerst aus dem 
systematischen Doping. Nach der Wende waren vor allem die Sportler 
und Trainer im Westen willkommen, die erfolgreich waren und ihre 
Verstrickungen hartnäckig leugneten. Ernsthaft ermittelt wurde nicht.
Im Osten wie im Westen, wo über das Streben nach pharmakologischer 
Waffengleichheit der Mantel des Desinteresses gehüllt wurde.
Und noch schlimmer: Die Wenigen, die sich vor und nach der Wende um 
die Aufarbeitung des Dopings in West und Ost bemüht hatten und dies 
heute noch tun, wurden diskriminiert und diskreditiert. Einige bis an
den Rand ihrer nervlichen Belastungsfähigkeit.
Zum Verzweifeln war und ist ihr Kampf ja auch. Denn die Faktenlage 
ist seit Jahrzehnten erdrückend. Ernüchternd ist deshalb nicht nur 
für den Molekularbiologen Werner Franke seit Jahren die Reaktion der 
nationalen und internationalen Sportverbände. Zur Erinnerung: 2004 
erhielt Franke zusammen mit seiner Frau Brigitte Berendonk das 
Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik 
Deutschland, vor allem als Auszeichnung für den Kampf »gegen die 
menschenverachtenden und kriminellen Methoden des Dopings«. Und die 
Sportverbände? Sie ignorieren seine Erkenntnisse.
Nicht alle, die sich als Opfer des DDR-Dopingsystems bezeichnen, sind
welche. Die Meisten haben relativ freiwillig mitgemacht, nur Wenige 
haben widerstanden. Die Einen von den Anderen zu unterscheiden, die 
Praktiken in den Hochdopingjahren in der BRD und DDR schonungslos 
offenzulegen und endlich jene dafür zu bestrafen, dass sie sich an 
massenhaften medizinischen Menschenversuchen verantwortlich beteiligt
haben, dafür ist es jetzt allerhöchste Zeit. Und nicht für 
»Schlussstrich« und »endlich«.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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