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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Umgang mit dem Tod

Bielefeld (ots)

An Halloween verspotten wir den Tod, an
Allerheiligen und Allerseelen beklagen wir ihn. Statt im Kostüm mit 
weißem Skelett den Tod zu verulken, besuchen wir dann in dunkler 
Kleidung die Gräber und betrauern unsere Verstorbenen. Halloween und 
Allerheiligen stehen für die Mischung aus Verachtung des Todes und 
Angst vor ihm, die Mixtur, die das widersprüchliche Verhalten des 
modernen Menschen kennzeichnet. Gerade der November mit 
Allerheiligen, Totensonntag und Volkstrauertag bietet Anlass, über 
die Einstellung zum Lebensende nachzudenken.
»Es gibt nichts, was die Lebenden so sehr fasziniert wie der Tod«, 
schreibt die Amerikanerin Constance Jones in ihrem Buch »Der Tod: 
Alles über Leben und Sterben«. Religion, Politik, Kunst, Wissenschaft
und Wirtschaft würden durch den Tod und die Vorstellungen über ihn 
mitbestimmt.
 Beispiel Politik: Hier ist Sprache verräterisch. Da werden seit 
Jahrhunderten Kriegsschauplätze zu »Feldern der Ehre« hochstilisiert,
um das Grauen und Massensterben zu verniedlichen. Sprache dient 
Politikern und Militärs noch heute zur Verharmlosung. 
»Kollateralschaden« als Bezeichnung für den Tod unschuldiger 
Zivilisten ist eine weitere Nebelbombe aus dem Arsenal der 
militärischen Wortakrobaten. Da werden »Stützpunkte vernichtet« und 
»Verluste zugefügt«: Dass dabei Menschen sterben, sagen die Generäle 
nicht. Wer im 21. Jahrhundert im Krieg »fällt«, wird von Minen oder 
Granaten zerfetzt, von Kugeln durchsiebt. Dies auszusprechen gilt als
nicht opportun. Unsere Gesellschaft verdrängt Schlimmes gern. Mit 
Kauderwelsch oder Pathos werden aber die Opfer des Krieges verhöhnt.
Auch wenn wir wenig von Sterben hören wollen und den Tod in unserem 
privaten Umfeld gern ins Krankenhaus und Altenheim abdrängen möchten,
so zieht er uns gleichzeitig in seinen Bann. Der Tod als dekorative 
Kunst: Schon die alten Römer stellten Skelette auf Bronzegefäßen und 
Mosaikböden dar. Im 16. und 17. Jahrhundert schmückten unsere 
Vorfahren die Häuser mit Symbolen der Vergänglichkeit: mit 
Stundengläsern und Sicheln.
 Totenköpfe finden sich in der heutigen Mode auf T-Shirts oder 
Gürteln, Kinder tragen an Karneval Piratenkopftücher mit 
übereinandergekreuzten Knochen, Rockmusiker verzieren ihre 
Instrumente mit Totenschädeln. Brutale Kriminalromane sind bei Lesern
gefragt, berichten Verlage. Als Appetitanreger dient auf den 
Klappentexten der Bücher der Hinweis, in London, New York oder Berlin
seien »bestialische Morde« geschehen. Wenn wir nicht betroffen sind, 
darf der Tod in der Literatur, im Kino und Fernsehen ruhig blutig 
sein.
Damit der Tod seinen Schrecken verliert, glauben wir an 
Unsterblichkeit. Christen hoffen auf die Auferstehung, Atheisten auf 
die Naturwissenschaft, wonach Materie weiter existiert Egal ob er 
verharmlost, lächerlich gemacht, überhöht oder gefürchtet wird: Der 
Tod lässt den Menschen bis zuletzt nicht los.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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