Alle Storys
Folgen
Keine Story von NDR Norddeutscher Rundfunk mehr verpassen.

NDR Norddeutscher Rundfunk

tagesschau.de exklusiv: Berater Hunzinger muss mit Ausschluss aus PR-Dachverband rechnen

Hamburg (ots)

PR-Berater Moritz Hunzinger muss mit seinem
Ausschluss aus dem PR-Dachverband "Deutsche Public Relations
Gesellschaft" (DPRG) rechnen, so deren Präsident Jürgen Pitzer im
Gespräch mit tagesschau.de. Beim Fall Scharping hatte Hunzinger eine
zentrale Rolle gespielt, am Wochenende tauchte sein Name im
Zusammenhang mit einem Kredit auf, den er dem Grünen-Politiker Cem
Özdmir gewährt hatte. Durch die Affären Hunzingers habe die
PR-Branche einen "Kolateralschaden" erlitten, so DPRG-Präsident
Pitzner im Interview. Das Gespräch im Wortlaut:
tagesschau.de: Ist es eigentlich üblich, dass PR-Unternehmer auch
als Banker auftreten?
Pitzer: Klares Nein. Hunzinger ist eine absolute Ausnahme.
tagesschau.de: Wie groß ist der Schaden durch die Affären
Hunzingers für die PR-Branche?
Pitzer: Wir haben einen Kolateralschaden zu beklagen, weil alles
pauschal der PR zugerechnet wird, was wahrscheinlich "nur" das
Fehlverhalten einzelner Politiker darstellte.
tagesschau.de: Wir reden hier aber über Ihren Berufsstand...
Pitzer: Soweit es Herrn Hunzinger angeht: Dessen Geschäftsgebaren
hat zeitweilig aber nur noch wenig mit PR zu tun.
tagesschau.de: Warum?
Pitzer: Bei ihm sind besonders die Fälle kritisch, bei denen
Kontakte zwischen Politikern und Wirtschaftsvertretern nicht nur
angebahnt wurden, sondern auch noch von beiden Seiten Geld dafür
kassiert wurde.
tagesschau.de: Sie beklagen seit Tagen, dass Hunzinger dem
Berufsstand geschadet hat. Hunzinger ist Mitglied in Ihrem Verband.
Wie lange noch?
Pitzer: Das kann ich nicht beantworten. Aber wir werden demnächst
eine Untersuchung durchführen, in der Hunzingers Verhalten auf den
Prüfstand kommt. Schließlich geht es auch um die Interessen der
vielen Tausend "PR-ler", die nicht mit Hunzinger gleichgesetzt werden
wollen.
tagesschau.de: Demnächst, sagen Sie. Wie bald kann das sein?
   Pitzer: Es wird erst dann gehen, wenn Scharping seine Version der
Geschäftsbeziehung zu Hunzinger öffentlich gemacht hat. Dann können
wir mögliche Widersprüche berücksichtigen. Aber ich rechne damit,
dass es in den nächsten Wochen soweit sein könnte.
tagesschau.de: In welchem Rahmen findet diese Untersuchung statt?
Pitzer: Es gibt einen zentrales Gremium dafür, und zwar den
Deutschen PR-Rat. Dort wird dann festzustellen sein, ob Standesregeln
verletzt wurden.
tagesschau.de: Welche wären das möglicherweise?
Pitzer: Etwa die unzulässige Vermischung von PR und Lobbying. Es
geht daneben auch noch um mögliche Straftatbestände. Da ist aber
bislang noch keine Klarheit vorhanden.
tagesschau.de: Dass Hunzinger verschiedene Jobs hat, war aber doch
schon länger bekannt. Warum wird Ihr Verband erst jetzt aktiv?
Pitzer: Dass Herr Hunzinger verschiedene Berufe ausübt, war
bekannt. Auch über Stilfragen sind wir als Verband mit Hunzinger
nicht immer einverstanden gewesen. Das ist auch noch nicht das
eigentliche Problem, sondern die Vermischung seiner Berufe. Und das
ist uns tatsächlich erst seit einigen Tagen - durch die
Veröffentlichung in der Presse - zur Kenntnis gelangt.
tagesschau.de: Was droht Hunzinger schlimmstenfalls nach der
Untersuchung des PR-Rats?
Pitzer: Wie beim Presserat oder anderen Standesvereinigungen:
Alles zwischen einer Rüge und Ausschluss ist möglich. Wir müssen da
auch an die Interessen unserer lauteren Mitglieder denken. Es geht um
unseren Ruf!
tagesschau.de: Was ist denn schlimmer: Die mutmaßlichen Zustände
in der Firma Hunzinger - oder dass sie ans Licht gekommen sind?
Pitzer: Beides. Oder im Gegenteil: Es ist gut, dass es ans Licht
gekommen ist. Dann können wir uns mit diesen Dingen offiziell
beschäftigen.
tagesschau.de: Und wie öffentlich wird diese Beschäftigung sein?
Pitzer: Die Ergebnisse der Untersuchung werden auf jeden Fall
kommuniziert. Im Mai 2003 wird es zu diesem Thema außerdem einen
Bundeskongress geben. Wir haben gemerkt, dass es da Redebedarf gibt.
tagesschau.de: Warum nicht eher?
Pitzer: Wir glauben, im Wahlkampf macht es wenig Sinn.
Die Fragen stellte Christian Radler.
Rückfragen:
Iris Bents             
040/4156-2304

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: NDR Norddeutscher Rundfunk
Weitere Storys: NDR Norddeutscher Rundfunk