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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Skandale bei der Deutschen Bank Selbstreinigung nötig MARTIN KRAUSE

Bielefeld (ots)

Wird in diesen Tagen in der internationalen Bankenszene eine neue Schweinerei ruchbar, steckt die Deutsche Bank meist mittendrin. Von der US-Immobilienkrise bis zum Libor-Zins-Skandal spielen die Frankfurter oft Hauptrollen. Die Zinsmanipulationen sind soeben von der EU-Kommission mit der Rekordstrafe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro geahndet worden, und der Deutschen Bank wurde mit 725 Millionen Euro die größte Buße aufgebrummt. Doch nicht wegen der Höhe der Strafe muss man sich Sorgen um das Geldhaus machen. Sondern weil die Reihe der Skandale und juristischen Verwicklungen gar kein Ende nehmen will. Und weil Zweifel aufkommen, ob die Bankchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen die öffentliche Wirkung richtig einschätzen - und ob sie den "tiefgreifenden Kulturwandel", den sie der Bank verordnet haben, glaubwürdig verkörpern können. Am Stammtisch ist die Sache klar: Die Banker sind alle Verbrecher. Gemeint sind nicht die Mitarbeiter der vielen Volksbanken und Sparkassen, denen die Mehrheit der Deutschen ihr Vertrauen schenkt - obwohl ja auch die kleinen Geldhäuser manchem ahnungslosen Anleger Ramsch angedreht haben, wie wir wissen. Aber als die wahren Gierschlunde gelten die Manager und Händler in den Türmen von Frankfurt, London und New York. Dabei ist Vorsicht angebracht beim Banker-Bashing, wenn es in Radikalität mündet: Linksextreme Terroristen haben Banker in der Vergangenheit für viele Missstände verantwortlich gemacht - die feigen Morde an Jürgen Ponto (Dresdner) und Alfred Herrhausen (Deutsche Bank) sollten zur Mäßigung gemahnen. Aus der globalen Warte tut die Deutsche Bank kaum anderes als alle Institute ihres Kalibers, von der Royal Bank of Scotland bis zur Bank of America. Und ja, Fitschen hat recht, dass derzeit Sünden aufgearbeitet werden, die schon vor Jahren begangen wurden. Nun platzen die Schlagzeilen in den innig verkündeten Kulturwandel hinein. Wie fatal. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Hat die Bank auch bei Devisenmanipulationen ihre Finger im Spiel gehabt? Oder beim Fixing der Goldpreise? Misslich ist, dass die Deutsche Bank auch viele potenzielle Verbündete vergrault hat. Der verstorbene konservative Medienunternehmer Leo Kirch lässt die Bank gar über seinen Tod hinaus verfolgen. Der größte anzunehmende Schaden droht der Bank, wenn die Köpfe des Kulturwandels, Jain und Fitschen, noch tiefer selbst in die Mühlen der Justiz geraten sollten. Anhaltspunkte dafür, dass sie persönlich Verantwortung für Verfehlungen tragen, gibt es genug. Zeigt die Justiz kein Erbarmen, werden aus den Sorgen Nöte. Denn die deutsche Wirtschaft braucht kompetente Partner für das internationale Geschäft und Strategen, die es im Investmentbanking mit der Konkurrenz in der Londoner City und an der Wall Street aufnehmen können. Die Commerzbank ist noch paralysiert durch ihre Teilverstaatlichung, die Dresdner Bank ist nicht mehr existent, die einst starke WestLB ist pulverisiert - nicht zuletzt dank einer Intrige der Deutschen Bank. Die Alternativen werden rar. Im Interesse von Bankkunden und Steuerzahlern, die nicht mehr über den Tisch gezogen werden wollen, kann die begonnene Selbstreinigung der Bank gar nicht schnell genug vonstattengehen.

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