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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Die Börse bricht zusammen Führungsfrage THOMAS SEIM

Bielefeld (ots)

Panik ist ein schlechter Ratgeber. Insbesondere an den Börsen. Der einzige Effekt, den Panik dort erzielt, ist die Vernichtung von Werten und Kapital. Oder besser: Panik führt dazu, dass viele Menschen viel verlieren und wenige gewinnen. Geld und Werte gehen durch Panik bei einem Crash wie gestern nicht verloren, sie wechseln nur den Besitzer. Die Weltwirtschaft und insbesondere die europäische Wirtschaft sind krank. Das wissen wir schon länger. Die Verantwortung für die Panik des neuen "Schwarzen Freitags" allerdings liegt in einer Verkettung von schwacher politischer Führung und einem desaströsen Krisenmanagement in Europa. Man schaut kopfschüttelnd auf den Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, der mit seinem unüberlegten Brandbrief dazu beigetragen hat, dass die sich gerade wieder erholende Wirtschaft in Europa auf ein neues Tal zusteuert. Wir wollen hoffen, dass der Portugiese Barroso sich nicht nur deshalb zu Wort gemeldet hat, weil er schnellere Hilfe für sein Heimatland aktivieren wollte. Die politische Klasse in Deutschland und Europa steht mit dieser neuerlichen Krise vor einer neuen, in dieser Dimension nicht bekannten Herausforderung. Wäre Mitleid eine politische Kategorie, könnte man immerhin für die derzeit politisch Handelnden ins Feld führen, dass es kaum je zuvor eine so dichte Folge von katastrophalen Krisenszenarien gegeben hat wie jetzt. Aber in der Politik ist kein Platz für Mitleid. Also bietet sich den Beobachtern nur ein desaströses Bild der derzeit handelnden politischen Klasse in Europa. Ein Gipfeltreffen jagt das nächste, ein Staats- oder Regierungschef nach dem anderen äußert sich mit unterschiedlichen Lösungsansätzen, wohl wissend, dass zur Handlungsfähigkeit Europas die Einstimmigkeit gehört. Auf dem offenen Markt indes wird die nicht erreicht. Die Stärke früherer Führungsfiguren in Europa war eben genau dies: Erst streiten und ringen, aber dann gemeinsam Lösungen präsentieren, die alle gemeinsam vertreten. Niemals wäre ein Kommissionspräsident wie Jacques Delors auf die Idee gekommen, Absprachen mit François Mitterrand oder Helmut Kohl so zu konterkarieren, wie Barroso dies mit Merkel und Sarkozy tat. Es war die Stärke der Großen Koalition, dass die letzte große Finanzkrise der Welt mit dem entschiedenen Handeln einer Kanzlerin Merkel und eines Finanzministers Peer Steinbrück abgewendet wurde. Zur Erinnerung: Die Abwrackprämie für Altautos und die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes galten damals allen angeblichen oder tatsächlichen Weltökonomen als Tabubruch der Marktwirtschaft. Aber beides wirkte und hat Deutschland wieder zur Lokomotive der wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents werden lassen. Das Erfolgsprinzip von Merkel und Steinbrück war: Führung. Inhaltlich. Gegen alle Unsicherheiten und Widerstände. Das allerdings vermisst man heute. In Europa. Und manchmal auch schon wieder in Deutschland. Diesmal wird es teurer werden.

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