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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Der Euro und Europa Krise als Nagelprobe STEFAN SCHELP

Bielefeld (ots)

Was tun, wenn jetzt der Euro zusammenbricht? Wenn sich die europäische Einigung in heiße Luft auflöst, es zur Kernschmelze des internationalen Finanzsystems kommt, die Weltwirtschaft kollabiert, die schwerste anzunehmende Krise den gesamten Globus trifft? Anlagen in Gold helfen dann nicht mehr. Immobilienbesitz ist unverkäuflich. Die Flucht in fremde Währungen - lächerlich. "Dann hilft nur noch eine Pistole", sagen ausgerechnet einige Finanzexperten. "Die braucht man, um sich selbst und den überlebenswichtigen Gemüsegarten zu verteidigen." Wer weiß schon, wie groß der Anteil von beißendem Zynismus in diesem Ratschlag ist? Dabei ist die Botschaft vollkommen klar. Die Rettung des Euros ist überlebenswichtig. Alles andere mündet in eine Katastrophe. Und wer ist schuld daran, dass wir uns mit immer neuen Schritten dieser Katastrophe nähern? Die Ratingagenturen natürlich. Die Schurken, die Saboteure, die Finanzverbrecher in den Ratingagenturen. So ist der Mensch, so funktioniert die Politik. Einer muss schuld sein. Haben nicht die Agenturen die Finanzkrise erst heraufbeschworen, weil sie viel zu spät erkannten, dass die amerikanischen Hypothekenpapiere, denen sie noch immer die höchsten Gütesiegel verpassten, längst zu Giftmüll geworden waren? Sind sie nicht nur deshalb so streng mit Europa, weil sie Angst vor einer erneuten Blamage haben? Haben sie in der Vergangenheit nicht nur deshalb zu lange mit anderen Augen auf die amerikanische Bonität gesehen, weil sie abhängig sind von den USA? Mag sein, dass in all dem viele Funken Wahrheit stecken. Andererseits sollte niemand über dem Rating-Ärger vergessen, dass die Agenturen das aussprechen, was die Politik zu sagen sich nicht traut. Griechenland ist am Ende, ist pleite, ist zahlungsunfähig. Deshalb ist das Schimpfen auf die Ratingagenturen zwar gut für das Gemüt. Aus der Krise hilft es aber nicht. Was Europa braucht, ist Entschlusskraft. Wer von Griechen, Italienern, Portugiesen scharfe Einschnitte verlangt, darf nicht selbst mit Blick auf kommende Wahlen in politische Tändeleien verfallen. Die europäische Hängepartie macht auf dem internationalen Finanzmarkt einen viel verheerenderen Eindruck als die Herabstufungen durch die Ratingagenturen. Durch das unerträglich lange Taktieren steht viel mehr auf dem Spiel als nur der Euro. Die Einführung der gemeinsamen Währung war ein mutiger Schritt überzeugter Europäer. Aber er war doch nur ein Auftakt für viel mehr. Auf die Finanzunion muss die Wirtschaftsunion folgen, am Ende muss der Traum vom geeinten Europa wahr werden. Wer dieses Ziel aus den Augen verliert, der verschleudert tatsächlich Milliarden, der legt griechischen Verbrauchern und deutschen Steuerzahlen für nichts und wieder nichts riesige Bürden auf. Diese Krise ist die Nagelprobe für Europa. Diese Botschaft muss endlich bei den Entscheidern in Politik und Wirtschaft ankommen. Weil niemand von uns ernsthaft ein Europa der Pistolenhelden will.

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