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NABU

NABU präsentiert Studie zur Lobbyverflechtung in der Landwirtschaft

Berlin (ots)

Der Naturschutzbund NABU hat heute in Berlin eine
Studie zur Lobbyverflechtung in der Landwirtschaft vorgestellt. "Die
Studie und auch die dazugehörige Personendatenbank offenbaren,
welchen Nebenjobs so mancher Bauernvertreter nachgeht und weshalb die
Funktionäre dann oftmals gegen die Interessen der eigenen Klientel
entscheiden", sagte NABU Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. Die vom
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) für den NABU
erstellte Studie "Lobbyverflechtungen in der Landwirtschaft"
durchleuchtet beispielhaft anhand der Landwirtschaftskammern sowie
der Puten- und Schweinefleischerzeugung die Strukturen im
Agrarbereich.
In der mit der Studie verbundenen Datenbank "Bauernfunktionäre und
ihre Nebenjobs" würden nach Ansicht des NABU die Verflechtungen von
Agrarindustrie, Versicherungs- und Bankenbusiness, Landwirtschaft und
Politik exemplarisch aufgezeigt. "Wenn wir die Agrarwende in
Deutschland konsequent weiterführen wollen, darf es kein Geheimnis
bleiben, in welchen Gremien und Aufsichtsräten von Politik und
Wirtschaft Bauernfunktionäre mitreden", so Billen. Die Datenbank
umfasst zur Zeit über 5.000 Datensätze mit weit über 1.000 Personen,
die in der Landwirtschaft, in landwirtschaftlichen Organisationen,
politischen Institutionen, der Agrarindustrie oder Banken und
Versicherungen tätig sind. Sie kann im Internet von jedem Bürger
eingesehen und benutzt werden.
"Für die Akzeptanz und Umsetzung der Agrarwende ist eine
Neugestaltung des landwirtschaftlichen Beratungswesens unumgänglich.
Wir brauchen eine klare Trennung von Beratung und Kontrolle",
erklärte Billen. Die Landwirtschaftskammern würden zwar überwiegend
aus Steuergeldern finanziert, aber in der Regel durch
Bauernfunktionäre kontrolliert. Nur wenn es gelänge, die bisherige
Blockadehaltung im Beratungswesen für Landwirte und die Einflüsse von
innovationshemmenden Vertretern aus Bauernverbänden und
Ernährungswirtschaft zurückzudrängen, hätte die Agrarwende eine
Chance. Selbst das Bundeskanzleramt hätte in einem Papier vom 23.
Januar die Fähigkeit der jetzigen Beratungsstrukturen zur Umsetzung
der von Bundesverbraucherschutzministerin Künast betriebenen
Neuausrichtung in der Agrarpolitik bezweifelt.
Die deutsche Putenfleischerzeugung befinde sich laut Studie fest
in der Hand von agrarindustriellen Unternehmen. "Die fünf führenden
Konzerne beherrschen mit einem Marktanteil von 80 % die Erzeugung in
Deutschland. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die eine
eigenständige Lobbypolitik - wie beispielsweise über den
Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft - betreiben", sagte
NABU-Agrarexperte Volkhard Wille. Die landwirtschaftlichen
Erzeugergemeinschaften hingegen verlören in dieser Situation stetig
an Einfluss und Gestaltungsspielraum.
Angesichts dieser Entwicklungen sehe der NABU hier dringenden
Handlungsbedarf. "Der bei dieser Art von Tierhaltung notwendige hohe
Einsatz von Antibiotika gefährdet die Gesundheit der Verbraucher", so
Wille. Die hohe Dichte von Stallanlagen und deren Nähe zu Siedlungen
könne durch Emissionen von Krankheitserregern Atemwegserkrankungen
auslösen. Der NABU fordere die Politik auf, den Schutz von
Bevölkerung und Verbrauchern durch entsprechende Vorschriften zu
fixieren. Neben einer strengeren Genehmigungspraxis für Tierhalter
und einer klaren räumliche Vorgabe für die Konzentration der Betriebe
müsse besonders der Einsatz von Medikamenten beschränkt werden.
Bei der Schweinefleischerzeugung zeichne sich nach Erkenntnissen
der Studie ein Konzentrationsprozess auf allen Ebenen ab. "Anstatt
eine Entwicklung zu einem besseren Qualitätsmanagement anzustoßen,
behindert der alte Filz auch hier eine zukunftsweisende
Weichenstellung", so NABU-Geschäftsführer Billen. Die fünf größten
Unternehmen verfügten über einen Marktanteil von rund 40 %.
Handlungsbedarf bestehe nach Ansicht des NABU in vielen Bereichen,
meinte Billen: "Tiergerechte Haltung, Verzicht auf gentechnisch
veränderte Futtermittel, kurze Transportwege -- gegen diese
überfälligen Verbesserungen in der Schweinehaltung kämpft die alte
Bauernlobby unverdrossen an." Angesichts des hohen
Medikamenteneinsatzes im Bereich der Schweinefleischerzeugung habe
für den NABU die Einführung eines Qualitätssicherungssystems hohe
Priorität.
Die von der Gregor-Louisoder-Stiftung, dem NABU NRW und dem
NABU-Bundesverband finanzierte Studie kann bei der NABU-Pressestelle
unter 0228-4036-141 angefordert werden.
Für Rückfragen:
Dr. Volkhard Wille
Referent für Agrarpolitik
Tel.: 0228-4036167 oder 0177-2750990
Im Internet zu finden unter
http://www.NABU.de/Landwirtschaft/Datenbank

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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