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BLOGPOST: Reuters Digital News Report - ein Blick in die Glaskugel der Medienbranche 2019

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Printauflagen befinden sich weiter im Sinkflug, digitale Erlöse stoßen an Grenzen: Auch 2019 wird für die krisengebeutelte Medienbranche kein leichtes Geschäftsjahr. So das Fazit des "Reuters Digital News Report 2019". Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen.

An der jährlichen Umfrage des Reuters Institut und der University of Oxford nahmen 200 Experten aus der Medienbranche teil. Chefredakteure, Digital- und Produktchefs ebenso wie Geschäftsführer und Verlagsleiter aus 29 Ländern gaben Auskunft über ihre Einschätzungen und Pläne zu neuen Erlösmodellen der Medienlandschaft.

Paid-Content-Modelle stoßen an ihre Grenzen

Demnach haben 2019 Abo-Modelle und Mitgliedschaften für die Medienmacher die höchste Priorität. Für über die Hälfte der Befragten sind diese Erlösmodelle die wichtigsten (52 Prozent). Im Vergleich dazu nennen nur 27 Prozent Display-Werbung als Haupterlösquelle, acht Prozent Native Ads und sieben Prozent Spenden.

Doch laut Studienautor Nic Newman stoßen die bisherigen Abo-Modelle an ihre Grenzen, denn es fehle weiterhin an einer breiten Akzeptanz von Bezahlschranken. Der Widerstand gegen die Paywall könnte sogar so weit führen, dass "Abo-Blocker" Trend werden. Dabei handelt es sich um Browser-Erweiterungen, die bestimmte Javascript-Codes stoppen und schwache Bezahlschranken aushebeln.

Newmans ernüchternde Prognose: Publisher werden die fehlenden Einnahmen aus wegbrechenden Anzeigenerlösen auch 2019 nicht kompensieren. Sein Fazit: Es dürfte zu weiteren großen Entlassungswellen in der Medienbranche kommen.

Ob Kooperationen mit Tech-Anbietern wie Apple Abhilfe verschaffen könnten, ist unklar. Apps wie Apples "Texture" ermöglichen es, mit einem einzigen Abo verlagsübergreifend Inhalte zu lesen - quasi ein "Netflix des Journalismus", so die Studie.

Facebook auf dem absteigenden Ast

Facebook ist schon oft totgesagt worden. Die Social-Media-Plattform hat zwar aktuell immer noch weltweit die meisten Nutzer und meldete erst einen Quartalsgewinn von fast sieben Milliarden Dollar. Dennoch verliert sie in den Augen der Publisher immer mehr an Bedeutung. So halten nur noch 43 Prozent der Befragten Facebook für wichtig oder sehr wichtig. Ebenso wichtig sind den Befragten inzwischen der in Deutschland noch nicht verfügbare Dienst Apple News (43 Prozent) und YouTube (42 Prozent). Die größte Bedeutung für redaktionelle Reichweite hat hingegen Google (87 Prozent). Instagram (31 Prozent) und Twitter (29 Prozent) belegen die hinteren Plätze.

Falsch- und Fehlinformationen verlagern sich in geschlossene Netze

Fake News und der Verlust von Glaubwürdigkeit wird die Medienschaffenden auch 2019 umtreiben. Doch verlagern sich Falsch- und Fehlinformationen laut der Studie von den offenen Plattformen zunehmend in geschlossene Netzwerke, wie etwa in den Messenger-Dienst WhatsApp. Das Problem: Damit sind sie für Fakten-Prüfer schwerer zu ermitteln und gegenzuchecken. Und sie erfreuen sich fatalerweise einer vergleichsweise hohen Glaubwürdigkeit, da sie in geschlossenen Gruppen von Freunden und Bekannten verbreitet werden.

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Ob Robo-Journalismus oder Content-Personalisierung: Die Medienmacher setzen zukünftig verstärkt auf Künstliche Intelligenz. Über drei Viertel der Befragten finden es wichtig, in KI zu investieren und glauben, dass sie die Zukunft des Journalismus sichern kann (78 Prozent). 73 Prozent glauben an das Potenzial von maßgeschneiderten Content-Angeboten - ermöglicht durch Maschine Learning. Gleichwohl sieht die große Mehrheit der Befragten KI nicht als Ersatz für menschliche Redakteure.

Sprach-Content boomt

Viele Verlage bringen täglich neue Nachrichten-Podcasts auf den Markt. Daher kaum überraschend: Die Mehrheit der Medienmacher geht davon aus, dass Audio 2019 zu einem wichtigeren Bestandteil ihrer Inhalte und kommerziellen Strategien wird. Insbesondere Sprachassistenten wie Alexa oder Google Home haben zukünftig einen erheblichen Einfluss auf das Content-Konsumverhalten.

Und was noch?

Burnout-Gefahr steigt: Fast zwei Drittel fürchten ein Burnout ihrer Mitarbeiter (61 Prozent). Noch mehr treibt die Befragten um, wie sie angesichts niedriger Bezahlung und hohem Arbeitsdruck zukünftig ihre Mitarbeiter halten (73 Prozent) beziehungsweise neue Mitarbeiter (74 Prozent) rekrutieren können.

Männlich, weiß, christlich und hetero? Mehr als die Hälfte der Medienmacher (56 Prozent) sorgt sich um zu wenig Diversity in den eigenen Newsrooms.

Unterstützung von Dritten erwünscht: Immer mehr Medienmacher freunden sich mit dem Gedanken an, dass Qualitätsjournalismus finanziell unterstützt werden muss. Rund ein Drittel erwartet nennenswerten finanziellen Support durch Stiftungen und Non-Profit-Organisationen (29 Prozent). 18 Prozent der Befragten rechnen aber auch mit einer Unterstützung durch Plattformen wie Facebook und jeder Zehnte erwartet finanzielle Hilfe von Regierungen (11 Prozent).

Digital Detox versus Social-Media-Overkill: Studienautor Nic Newman glaubt, dass immer mehr Menschen ihre Online-Zeit bewusst reduzieren und daher auch die sozialen Netzwerke weniger nutzen werden. Im Gegenzug wird es mehr Tools für "Digital Detox" geben und höheren Zuspruch für anspruchsvolle, sinnstiftende Inhalte. Newman nennt als Beispiele für die sogenannte "Slow Media"-Bewegung das britische Startup "Tortoise" und den niederländischen Correspondent.

Die komplette Studie gibt es hier: https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/sites/default/files/2019-01/Newman_Predictions_2019_FINAL_2.pdf

Dieser Beitrag ist ein Original-Post aus dem news aktuell Blog:

https://www.newsaktuell.de/academy/reuters-digital-news-report-2019-trends-medienbranche/

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