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BLOGPOST Karrierekiller: Was im Job ausbremst

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Fehlender Antrieb, Ziellosigkeit, Kinder: Viele Faktoren können eine Karriere ausbremsen. Oft stehen wir uns selbst im Weg, manchmal sind es aber auch die gesellschaftlichen Umstände, die uns am Weiterkommen hindern. Was bedeutet Karriere überhaupt in Zeiten von New Work und Work-Life-Balance? Und wie können wir Stolpersteine aus dem Weg räumen?

Andreas Dressel und Melanie Leonhard haben eins gemeinsam: Sie standen beide als potenzielle Nachfolger für das Amt des zukünftigen Ersten Hamburger Bürgermeisters zur Debatte. Und haben abgelehnt. Der Grund: Kinder und Familie gehen vor. Kinder sind also ein Karrierekiller. Oder? Aber was verstehen wir eigentlich unter "Karriere machen"?

Immer weiter nach oben. Lange wurde Karriere mit beruflichem Aufstieg assoziiert: mehr Verantwortung, mehr Geld, eine höhere soziale Stellung, ein besserer Titel. Heute verstehen wir unter Karriere "das optimale Ausschöpfen aller individuellen beruflichen Möglichkeiten", meint Stephan Dahrendorf. Der ehemalige HR-Chef von XING führt seit 2012 die Geschäfte der Personalmanagementagentur Inplace. Für ihn gibt es nicht mehr nur den einen Weg, Karriere zu machen. Denn für die einen bedeutet es weiterhin, die Hierarchieleiter hinaufzuklettern, für die anderen, sich fachlich weiterzuentwickeln, eigenverantwortlich handeln zu können und immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen. "Wer besondere Talente hat und sie im Job einsetzen kann, wer Spaß an der Arbeit hat, wer mit einer gewissen Leichtigkeit Erfolge erzielt, ist beruflich am richtigen Platz", bringt es Dahrendorf auf den Punkt.

Aufwärts-, Seitwärts-, (freiwillige) Abwärtskarrieren: Es gibt demnach viele Ausprägungen von Karrieren und mindestens genauso viele Faktoren, die unseren beruflichen Werdegang negativ beeinflussen können (siehe auch unsere Umfrage unter Fach- und Führungskräften der PR). Wenn wir Fallstricke für die Karriere clustern wollen, können wir unterscheiden zwischen denen, die mit der eigenen Persönlichkeit zu tun haben und denen, die von außen, etwa aufgrund einer bestimmten Arbeits- oder Unternehmenskultur, eine Karriere bremsen.

Innere Faktoren können Ziellosigkeit, mangelndes Selbstvertrauen, falsche Bescheidenheit, schlechte Eigenvermarktung, aber auch Selbstüberschätzung sein. Manchmal fehlt es aber auch an dem Willen, sich weiterzuentwickeln und neue Kompetenzen zu erlernen. Außerdem kann Angst vor möglichen Fehlern zu Stillstand führen, denn sie verhindert, Neues auszuprobieren.

Auch Kinder oder der Wunsch nach Teilzeit können eine Karriere ausbremsen. Obwohl viele Arbeitgeber angesichts der Bevölkerungsentwicklung erkannt haben, dass sie flexible Arbeitsformen anbieten müssen, ist der Großteil der Unternehmen noch traditionell organisiert, sprich mit klaren Hierarchiestrukturen, einer 40-Stunden-Woche und Präsenzkultur. "Aber warum gehen wir davon aus, dass jeder anspruchsvolle Job am besten in 40 Stunden die Woche passt?", hinterfragt Jana Tepe, Mitgründerin von Tandemploy. Die Idee hinter der Jobsharing-Plattform: Menschen zusammenzubringen, die sich als Tandem auf typische Vollzeitstellen bewerben. Zu zweit, als Team, mit doppelten Ideen und Sichtweisen, Potenzialen und Kompetenzen.

"Unternehmen sollten ihre Silostrukturen öffnen und sich von der Vollzeit als Nonplusultra lösen. Sie sollten anfangen, in Aufgaben, Bereichen und Budgets zu denken und sich erst danach fragen, wie viel Zeit dafür benötigt wird", rät Tepe. Das Ergebnis: eine bessere Kapazitätsplanung und eine deutliche Risikoreduktion, weil Wissen in Teams besser verzahnt und geteilt wird. Teilzeit wäre dann auch mit Führungsaufgaben vereinbar. Vorausgesetzt, die Chemie im Tandem stimmt und die Unternehmensführung akzeptiert das Modell.

Personalcoach Stephan Dahrendorf empfiehlt jedem, der sich in seiner beruflichen Entwicklung ausgebremst fühlt, eine Checkliste zu machen. Als erstes sollte man sich fragen: Was ist mein Berufsziel? Wichtig: Die Antwort muss konkret sein, sonst bringt sie nichts. Zum Beispiel: die Position meines Chefs in zwei Jahren. Oder: der Wechsel zum nächstgrößeren Wettbewerber in meiner Branche binnen der nächsten vier Jahre. Die anschließende Frage lautet: Was spricht dafür, dass ich mein Ziel erreiche, was dagegen? Hier braucht es eine Umfeldanalyse. Daher sollte unbedingt die Perspektive von Dritten - etwa Kollegen, Chefs, Freunden oder auch einem Coach - herangezogen werden. Nur so lässt sich beantworten, welches Potenzial die Unternehmensleitung sieht oder welche Kompetenzen noch fehlen.

Aus der Umfeldanalyse erschließt sich die nächste Frage: Was kann ich tun, um meine Chancen zu verbessern? Fehlt mir etwa Wissen und Erfahrung, kann ich mich weiterbilden. Gibt es persönliche Faktoren, die mein Weiterkommen verhindern, brauche ich vielleicht weitere Fürsprecher im Unternehmen. Gibt es aus firmeninternen Gründen keine Entwicklungsmöglichkeiten, muss man letztlich über einen Jobwechsel nachdenken.

Wesentlich ist am Ende auch die Frage nach dem Preis, sprich der eigenen Kompromissbereitschaft. Ein Umzug sollte gut überlegt sein, eine 50-Stunden-Woche ebenso. Will ich wirklich mit Kollege XY zusammenarbeiten? Oder die politischen Spielchen im Unternehmen mitspielen? Stephan Dahrendorf rät zu einer sorgfältigen und ehrlichen Antwort, denn: "Der Preis unendlicher beruflicher Flexibilität kann sehr hoch sein und ist meist im privaten Bereich zu zahlen." Dazu waren weder Andreas Dressel noch Melanie Leonhard bereit.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in unserer aktuellen TREIBSTOFF-Ausgabe. Hier gehts zum Download: http://www.newsaktuell.de/pdf/treibstoff_ausgabe_13.pdf

Dieser Beitrag ist ein Original-Blogpost aus TREIBSTOFF:

https://www.newsaktuell.de/academy/karrierekiller/

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