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Ein neues Weihnachtsgefühl
Im Schatten der Pandemie entsteht eine Interpretation von Weihnachten, die Wünsche und Werte aufgreift, nach denen wir uns schon lange sehnen. Von Angelika Sauerer

Regensburg (ots)

zweiten Corona-Dezember manifestieren sich Veränderungen, die von der Pandemie beschleunigt und vielleicht auch hervorgerufen wurden. Der Heilige Abend, sofern er gelingt, wird inniger, familiärer, ruhiger und ärmer an Geschenken sein. Tatsächlich ist es genau das, was viele Menschen sich seit Jahren wünschen: weniger Bling Bling, mehr Nähe, eine wirklich "staade Zeit". Hinter den verheerenden Schattenseiten der Pandemie kann ein neuer Lebensstil wachsen, der - trotz aller Einschränkungen - andere Werte in den Mittelpunkt stellt als bisher.Einen Tag vor Weihnachten veröffentlichte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Nürnberg eine im Auftrag der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen erstellte Studie. Darin zeichnet sich sehr deutlich ab, dass die Menschen dem Konsum immer mehr den Rücken kehren. Geschenke über Geschenke? Nein, danke! Weniger als der Hälfte der Befragten (44 Prozent) kommt heute noch beim Stichwort Weihnachten ein Berg von Päckchen unterm Christbaum in den Sinn; vor zehn Jahren war das noch der vorherrschende Gedanke bei zwei Drittel der Menschen. Der Wunsch nach Ruhe und Besinnlichkeit, nach Liebe und Harmonie hingegen verstärkte sich im gleichen Zeitraum um mehrere Prozentpunkte. Die Frage ist, ob dieser Wunsch auch erfüllt wird.An dieser Aufgabe müssen wir arbeiten, jeder und jede für sich, in der Familie, im Freundeskreis, in der Partnerschaft. Denn die Sache mit den Wünschen ist ja die, dass vor allem ersehnt wird, was fehlt und vermisst wird, und nicht unbedingt das, was bereits im Überfluss vorhanden ist. Die Hoffnungen, die die Menschen für ihr Weihnachten 2021 in den Mittelpunkt stellen, sind weder mit einem Klick im Online-Handel, noch mit einem Last-Minute-Einkauf um die Ecke zu befriedigen. Sie kosten kein Geld, aber Zeit und Zuwendung, Gespräche, den Verzicht auf Zwist. Und eigentlich braucht es dazu auch körperliche Nähe, Umarmungen. Im engeren Familienkreis sind sie möglich. Aber im weiteren läuft das Gebot des Abstandhaltens dem natürlich zuwider. Das ist bitter, wenn auch notwendig. Neben einer veränderten Wunschliste gibt es eine Liste neuer Ängste und Befürchtungen, die sehr ernst genommen werden müssen: Doppelt so viele Menschen als noch vor zehn Jahren fürchten sich vor dem Alleinsein am Heiligen Abend; acht Prozent zwar insgesamt nur, aber dennoch sind es acht Prozent zu viel. Und ein Drittel der Befragten rechnet fest damit, dass Corona das Weihnachtsfest negativ überschatten wird. Dabei finden immer weniger Menschen Trost und Halt im Glauben, auch das belegen die Umfrageergebnisse. Der Gang zur Christmette gehört nur mehr bei 14 Prozent der Befragten zum Weihnachtsritual. Möglicherweise ist das aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Kirchen sich wegen der Ansteckungsgefahr gar nicht so richtig füllen dürfen. Es gibt in der momentanen Situation leider keine Alternative, die Maßnahmen sind angesichts der drohenden Omikron-Welle womöglich sogar noch zu lasch. Und dennoch kann eine Übertragung am Fernseher das gemeinsam gesungene "Stille Nacht" in einer dicht gedrängten Kirche nicht ersetzen. Nächstes Jahr vielleicht - hoffentlich! - wieder. Anfang dieser Woche erreichte mich die Zuschrift einer Leserin. Sie meint, dass wir in diesen stürmischen Zeiten mehr lernen können, umzudenken und anders zu handeln, als je zuvor. Es komme auf die Einstellung an. Etwas nicht machen zu können, schenke auch Freiraum und gebe den Anstoß, beweglich zu bleiben. Das Mögliche zu suchen, statt das Unmögliche zu beklagen, sei eine Chance. An Weihnachten können wir sie nutzen.

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