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Neues Deutschland: Zum Wahlsieg von Barack Obama

Berlin (ots)

Mag sein, dass die US-Truppen aus Irak langsamer
abgezogen werden, als Obama angekündigt hat. Mag sein, dass manches, 
was er an neuer sozialer Gerechtigkeit verspricht, auf der Strecke 
bleibt. Mag sein, dass Obama den Weg atomarer Abrüstung mit Schritten
geht, die für die Vision einer baldigen Welt ohne Atomwaffen sehr 
klein anmuten. Mag sein, dass seine Maßnahmen zur ökologischen 
Rettung des Planeten zögerlicher ausfallen, als erforderlich ist. Mag
sein, dass Obama die Mauern zwischen Arm und Reich, die auch solche 
zwischen den USA und dem größten Teil der übrigen Welt sind, nicht so
heftig niederreißt, wie er zu reden versteht. Mag also sein, dass der
ab Januar neue Präsident der USA Hoffnungen enttäuscht, die zu groß 
geraten sind. Und mag also sein, dass der Tag lauter Kritik kommt. 
Aber nicht heute.
 Heute ist von anderem zu reden. Die Wirklichkeit der USA ist von der
Geburt der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung, vom zivilen 
Ungehorsam Rosa Parks in einem Bus in Alabama, vom großen Marsch für 
Frieden und Jobs nach Washington und von der schließlichen Aufhebung 
der Rassengesetze nicht mehr als eine bis zwei Generationen entfernt.
Die Ermordung Martin Luther Kings und die brutale Verfolgung der 
Black-Power-Bewegung folgten dennoch, und die ungesetzliche 
Diskriminierung von Schwarzen in Schulen, Arbeitsstellen und 
Gerichtssälen gehören noch vielerorts zum gar nicht immer 
klandestinen Alltag. Barack Obama hat in einer beeindruckenden Rede 
zu Beginn dieses Wahljahres in Philadelphia ausgesprochen, dass die 
»Rassenfrage« die »Erbsünde dieser Nation« ist, »die wir nie 
ausgeräumt haben«. Er wird sich keine Illusion machen, dass dies mit 
seiner Wahl zum ersten schwarzen Präsidenten erledigt ist. Er wird 
wissen, dass und welche Widerstände und Anfeindungen ihm bevorstehen.
Dagegen wird er viel Unterstützung, auch Geduld brauchen. Ab heute.
 Hinter Barack Obama hat sich eine neue Mehrheit in der 
US-Gesellschaft gebildet, die sich am Ende der desaströsen Bush-Ära 
nach einem gründlichen Wandel sehnt. Der erste Schwarze im Weißen 
Haus wird diese Mehrheit bitter benötigen, wenn es ihm auch nur mit 
einem Bruchteil seines Programms ernst ist. Und er wird sie nicht nur
als Wähler, sondern als dauerhafte Bewegung brauchen, die ihren  Sieg
vom 4. November so energisch verteidigt und nutzt, wie sie ihn 
ausgiebig feiert. Dieser Sieg ist nicht mehr als ein Anfang, doch 
dies immerhin. Alles Gute, USA!

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/29 78 17 21

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