Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung mehr verpassen.

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

NRZ: Eine Kanzlerin mit Rückgrat - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots)

Vor wenigen Wochen schien es so, als habe die Kanzlerin die Nerven verloren. Als Deutschland wieder Kontrollen an der Grenze zu Österreich einführte, um der steigenden Flüchtlingszahlen Herr zu werden, wirkte das, als habe Angela Merkel der Mut verlassen, als sei sie nicht mehr davon überzeugt, dass Deutschland es schafft, die Herausforderungen zu meistern. Aber die Kanzlerin hält diesmal Kurs, anders als in anderen Krisen. Sie bleibt dabei: Wir schaffen das. Es wird keinen Aufnahmestopp geben. Es ist ihr, der kühlen Pragmatikerin, ein Herzensanliegen. Das könnte ihr als Naivität ausgelegt werden, aber es ist ganz einfach eine neue, eine bemerkenswerte Standhaftigkeit, die sich nicht von sinkenden Umfragewerten oder dem anschwellenden Protest in den eigenen Reihen beeinflussen lässt, und das nötigt Respekt ab. Realitätsfremd ist es nicht: Natürlich kann Deutschland diese Krise meistern. Dazu genügt ein kurzer Blick zurück in die Geschichte. Fast 900.000 Übersiedler aus der DDR, Aussiedler und Asylbewerber kamen allein 1989, ein Jahr später waren es über eine Million. Damals, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, übernahmen die Mutlosen, die Bedenkenträger und Angstmacher die Hoheit über den öffentlichen Diskurs, so wie sie es heute wieder tun, die Politiker von CSU und SPD, die einem so starken Land wie Deutschland so erstaunlich wenig zutrauen. Vor 25 Jahren ähnelten die Schlagzeilen den heutigen, die Zeitungen waren voll von Berichten über Schlägereien in Flüchtlingsunterkünften, über Städte an Kapazitätsgrenzen, über die Angst von Bürgern vor einer Überforderung der Sozialsysteme. Politiker schwadronierten von drohenden Großstadtkriegen. Wir wissen: Es ist gut ausgegangen.

Heute sind die Herausforderungen andere als vor 25 Jahren, es gilt Menschen aus anderen Kulturkreisen und nicht nur solche mit einer völlig anderen Sozialisation zu integrieren; und natürlich müssen Probleme benannt werden. Und ja, die deutsche Flüchtlingspolitik war in den vergangenen Monaten von Aktionismus geprägt und von fehlender Vorausschau, und dafür ist Merkel als Regierungschefin verantwortlich. Aber Angst ist kein guter Ratgeber bei einer solchen Mammutaufgabe, wer Ängste schürt, schürt auch den Hass - und deshalb ist es umso wichtiger, dass die Kanzlerin nicht in den Chor der Besorgten mit einstimmt. Den Deutschen sollte es Mut machen, dass sie jetzt eine Regierungschefin haben, die nicht umfällt, wenn es stürmt. Die Bürger fordern immer wieder Rückgrat von der Politik ein. Merkel beweist in der Flüchtlingskrise, dass sie eines hat.

Pressekontakt:

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616

Original-Content von: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Weitere Storys: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
  • 07.10.2015 – 18:41

    NRZ: Wo ist der Mut der Unternehmer? - ein Kommentar von MANFRED LACHNIET

    Essen (ots) - Es ist nur wenige Wochen her, dass viele Unternehmen und deren Verbände lautstark jubelnd Flüchtlinge als neue Arbeitskräfte und Azubis umwarben. Die Zuwanderer fangen auf, was die bundesdeutsche Bevölkerungsentwicklung nicht mehr zustande bringe, tönten auch Firmenchefs unserer Region. Nun rudern sie zurück. Haben sie wirklich jetzt erst bemerkt, ...

  • 07.10.2015 – 18:38

    NRZ: Zweifel bleiben - ein Kommentar von PETER HAHNE

    Essen (ots) - Die ersten Schritte sind getan. VW scheint nach Jahren des Betrugs und Vertuschens die Aufarbeitung des Diesel-Skandals voranzutreiben. VW-Chef Martin Winterkorn wurde in die Wüste geschickt; weitere Manager und Ingenieure müssen mit einer Strafverfolgung rechnen. Der neue Chef Matthias Müller gibt Gas. Von Anfang 2016 an sollen elf Millionen manipulierte Fahrzeuge in die Werkstätten geholt werden, Ende ...

  • 06.10.2015 – 18:47

    NRZ: Rüffel für die Datenschützer - ein Kommentar von PETER HAHNE

    Essen (ots) - Der Europäische Gerichtshof verdient Respekt. Ein so mutiges Urteil gegen die amerikanischen Internet-Giganten hatte in dieser Klarheit bis vor Kurzem kaum jemand für möglich gehalten. Facebook, Google und Co. müssen sich künftig sehr ernsthaft mit europäischen Datenschutzregeln beschäftigten. Vorbei die Zeiten, in denen mit Hinweis auf das so ...