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Westfalenpost: Ein Paragraphenzaun

Hagen (ots)

Bundestag beschließt Gendiagnostikgesetz
Von Winfried Dolderer
Man könnte es für eine Selbstverständlichkeit halten, was der 
Bundestag gestern beschlossen hat: Dass ein Mensch mehr ist als die 
Summe seiner Gene. Dass jeder das Recht hat, zu wissen, aber ebenso, 
auch nicht zu wissen, ob seine Gesundheit womöglich erblich belastet 
ist. Und vor allem, dass deswegen niemand in seinen Lebenschancen, 
etwa auf dem Arbeitsmarkt, beeinträchtigt werden darf.
 Das alles ist selbstverständlich, denn es ergibt sich aus der 
individuellen Würde und Selbstbestimmung des Einzelnen, dem 
Menschenbild des Grundgesetzes. Und es ist zugleich heute in einer 
Weise bedroht, die sich die Verfasser des Grundgesetzes vor 60 Jahren
im entferntesten nicht haben vorstellen können.
 Was damals allenfalls eine gruselige totalitäre Utopie von Autoren 
wie George Orwell oder Aldous Huxley war, der gläserne, in allen 
Lebensregungen kontrollierbare, genormte, auf Perfektion gezüchtete 
Mensch, das hat die Entwicklung von Technologie und Medizin 
mittlerweile in den Bereich des Machbaren gerückt. Und was machbar 
ist, ist auch als Versuchung stets präsent.
 Insofern hat das Parlament eine längst überfällige Klarstellung 
beschlossen. Denn das ist die Aufgabe der Politik, wenn das 
wissenschaftlich Mögliche mit dem unserer Gesellschaft  
zugrundeliegenden Verständnis der Menschenwürde kollidiert. Solche 
Kollisionen und damit auch die Anforderungen an die Politik häufen 
sich: Stammzellendebatte, Spätabtreibungen, der ganze Komplex des 
Datenschutzes.
 Das Parlament hat gestern einen Zaun aus Paragraphen errichtet. Auf 
seine Stabilität darf gehofft werden.

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