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Neue OZ: Kommentar zu EU/Finanzen/Steuern

Osnabrück (ots)

Neid, Gier und Hochmut

Als Post-Chef Klaus Zumwinkel 2008 vorgeworfen wurde, eine Million Euro an Steuern hinterzogen zu haben, gab es kein Halten mehr. Altpräsident Roman Herzog warf ihm Raffgier vor, die SPD nannte ihn "asozial" und forderte, das Strafmaß bis zum Ende auszureizen. Auf Druck von Regierung und Öffentlichkeit stellte Zumwinkel seinen Posten bei der Post ebenso zur Verfügung wie den Aufsichtsratsvorsitz bei der Telekom.

Im Fall des Bayern-Präsidenten fällt auf, dass die Reaktionen wesentlich ruhiger bleiben. Erfährt er Milde als Kultfigur der Fußballszene? Wollen Politiker sich nicht mit den Fans anlegen? Obwohl die in Rede stehende Summe weitaus höher liegt als beim Post-Chef, herrscht geradezu Höflichkeit. Die SPD warnt vor einem "Promi-Malus". Die Grünen, sonst nicht zimperlich, wollen diesmal "die Letzten" sein, die von Rücktritt sprechen.

Intern gab Ehrenpräsident Franz Beckenbauer die Richtung vor, indem er Hoeneß die Daumen drückte, die Affäre zu überstehen. Dieser Unterschied wäre positiv, ließe er sich als Lehre aus Fällen wie Wulff und Brüderle lesen. Doch der Verdacht liegt nahe: Wäre Hoeneß ein Banker, er würde öffentlich gesteinigt.

Dabei zeigt sein Fall doch gerade, dass Schablonen nicht passen. Es sind auch Handwerker, Unternehmer und normale Angestellte, die versuchen, finanziell so gut wie möglich abzuschneiden, und sich in Grauzonen bewegen und darüber hinaus. Der Antrieb hat nichts mit ihrer Stellung zu tun, er ist bei Millionären derselbe wie bei einem Schwarzarbeiter oder betrügerischen Hartz-IV-Empfänger. Es sind Neid und Gier und Hochmut, und alle drei können jeden befallen.

Burkhard Ewert

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