Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: EKD-Präses Nikolaus Schneider im WAZ-Gespräch: Westerwelles Kritik ist "unredlich"

Essen (ots)

Scharfe Kritik an den Äußerungen von FDP-Chef Guido
Westerwelle zum Thema Sozialstaat übt der stellvertretende 
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses 
Nikolaus Schneider. "Es ist nicht redlich, wenn Guido Westerwelle 
Geringverdiener gegen Hartz IV-Bezieher ausspielen will. Das 
Lohnniveau in unserem Land ist das wahre Problem, nicht Hartz IV. Wir
haben zu wenige tarifliche bezahlte Arbeitsplätze", sagte Schneider 
den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe).
Schneider vermutet die "allgemeine Nervosität der FDP" als Grund für 
die Attacken des Außenministers. Dessen Motiv sei durchschaubar: 
"Weil das Bundesverfassungsgericht bewusst keine neuen Regelsätze 
vorgeschlagen hat, sondern nur die Berechnung als falsch bezeichnete,
will der FDP-Vorsitzende mit seiner Polemik verhindern, dass es zu 
höheren Leistungen kommt. Er braucht  Sparpotenzial für seine 
Steuerpläne."
Als ermutigend empfindet der Vertreter der EKD-Ratsvorsitzenden 
Margot Käßmann, dass Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) 
hingegen angedeutet hat, dass es im Bereich Bildung für Kinder 
"durchaus Mehrbedarf" gibt. Dies decke sich mit internen Berechnungen
von EKD-Experten, die eine "moderate, nicht astronomische Anhebung 
der Regelsätze für notwenig halten". Zudem sei es wohltuend 
auffällig, dass "die Menschen nicht auf die Masche hereinfallen, dass
Steuern schlecht sein sollen". Schneider: "Ein funktionierender Staat
braucht Steuereinnahmen. Das merken viele." Wie auch die 
Notwendigkeit, "umzuverteilen, damit mehr Menschen als heute in Würde
leben können".
Irritiert zeigte sich Schneider über Westerwelles Satz: "Wer dem Volk
anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer 
Dekadenz ein." "Der Außenminister verwechselt hier etwas. Seinerzeit 
war die Dekadenz der Eliten gemeint. Auf die heutige Zeit bezogen 
wäre das aus meiner Sicht das leistungslose Einkommen, das durch 
riesige Spekulationsgewinne entsteht." Falls der FDP-Chef hingegen 
Hartz IV-Bezieher meinen sollte, so Schneider, zeige er mit seiner 
Kritik, "dass er die Welt da draußen nicht kennt". Die überwiegende  
Mehrzahl der Hartz IV-Bezieher würde "lieber gerne arbeiten".

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 12.02.2010 – 05:00

    WAZ: Metaller schnüren Jobpaket mit verbesserter Kurzarbeit

    Essen (ots) - IG Metall und Arbeitgeber haben sich in der ersten Tarifverhandlungsrunde für die 700 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW weitgehend auf ein neues Modell zur Beschäftigungssicherung geeinigt, das bis mindestens Mitte 2011 Entlassungen verhindern soll. Vorgesehen sind nach Informationen der WAZ-Gruppe (Freitagausgabe) eine ...

  • 11.02.2010 – 19:38

    WAZ: Rüttgers unterstützt Röttgen im Energiestreit

    Essen (ots) - Im Berliner Koalitionsstreit um einen rascheren Atomausstieg hat sich NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hinter Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) gestellt. "Die Politik ist nicht frei, irgendeinen neuen Auslauftermin für Atomkraftwerke festzulegen. Es gibt eine gesetzliche Obergrenze für die Verlängerung", sagte Rüttgers ...

  • 11.02.2010 – 19:35

    WAZ: Jeder gibt, jeder bekommt etwas - Kommentar von Stefan Schulte

    Essen (ots) - Von Bündnissen für Arbeit und Jobpaketen ist in Krisenzeiten oft die Rede. Derlei Begriffe sollen guten Willen demonstrieren. Doch allzu oft lösen sie sich in Luft auf (wie Schröders Runder Tisch), werden zwischen Einzelinteressen zerrieben oder von der Wucht einer Krise überrollt. Das Jobpaket, das die Metaller im Begriff sind zu schnüren, ...