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WAZ: Warum die NRW-CDU nervös wird - Strategisches Dilemma. Leitartikel von Theo Schumacher

Essen (ots)

Am Beginn eines Fehlurteils steht oft die
Selbsttäuschung. Nach erfolgreich ausgesessener Gehaltsaffäre meldete
sich CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst mit der frohen Botschaft 
zurück, 2009 sei für die Union in NRW kein Pannenjahr gewesen. Das 
ist bezeichnend. Wenn in der CDU nach Gründen für sinkende 
Umfragewerte gesucht wird, zeigen alle Finger reflexartig auf den 
verunglückten Start der schwarz-gelben Koalition in Berlin. Das ist 
allenfalls die halbe Wahrheit, und Wüst könnte in seiner 
Ursachenforschung bei sich selbst anfangen. Auch die 
Video-Überwachung des politischen Gegners gehört zur Negativ-Bilanz 
des angeschlagenen Parteimanagers, den Jürgen Rüttgers als 
Wahlkampfleiter mit in die letzten vier Monate bis zur Landtagswahl 
nimmt. Er ist nicht die einzige Altlast.
Die Verschleißspuren in der Landesregierung, vor allem bei 
CDU-Akteuren, zeigen sich deutlich. Zwei Beispiele: Justizministerin 
Müller-Piepenkötter, die schon nach dem Foltermord von Siegburg hätte
gehen müssen, ist zur Verliererin geworden. Längst rächt sich auch, 
dass Rüttgers das für die Wahl wichtige Schulressort mit einer 
Notlösung besetzte. Am - wahrscheinlichen - Ende der Amtszeit von 
Ministerin Sommer bleiben Baustellen und viel Unzufriedenheit bei 
Lehrern, Schülern und Eltern.
Wenn nun im Bund das vermeintliche Traumpaar Merkel/Westerwelle 
der Beziehungsschock ereilt, erschwert das im größten Bundesland die 
Ausgangslage für Rüttgers, der gerade noch wie der sichere Sieger 
aussah. Kaum verhüllte Pläne wie die Erhöhung des 
Arbeitslosenbeitrags drohen in Düsseldorf die Stimmung für 
Schwarz-Gelb zu trüben. Rüttgers dürfte es schwer fallen, sich davon 
abzusetzen. Schließlich war er es, der für sich reklamierte, bei den 
Berliner Koalitionsgesprächen alle Zumutungen für den NRW-Wähler 
verhindert zu haben.
Dass die Nervosität in seiner Koalition mit Händen greifbar ist, 
hat aber noch einen anderen Grund. Rüttgers steckt in einem 
strategischen Dilemma: Seine Mehrheit bröckelt, aber nur in einem 
Zweier-Bündnis kann er nach dem 9. Mai sicher Ministerpräsident 
bleiben. Ihm fehlt jede Option für eine Drei-Parteien-Lösung. Das 
erklärt auch, warum immer mehr Christdemokraten ihre Liebe für eine 
Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen entdecken. Aber dieser Ausweg 
bleibt verschlossen, wenn nicht alles täuscht. Zwar würde 
Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann mit wehenden Fahnen in eine 
schwarz-grüne Regierung laufen, an "Jamaika" aber wagt auch sie sich 
nicht heran. Denn sie weiß: Wer wie die Grünen seit Jahren die 
Ablösung der schwarz-gelben Koalition fordert, um ihr am Ende selbst 
beizutreten, macht sich gänzlich unglaubwürdig.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
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