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WAZ: Wenn der Montag naht - Die Ferien gehen, die Arbeit kommt. Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Nun gehen die Ferien zu Ende und mit
 ihnen weicht die Ferienstimmung einer vorherbstlichen 
Ernsthaftigkeit. Das kennen viele Menschen aus ihren Berufen, nicht 
nur die Lehrer oder die Kinder. Im Herbst wird erledigt, was man im 
Sommer geplant hat oder eben geplant, wofür in der Mußezeit der Kopf 
nicht frei war. So ist es auch in der Politik.
Bisher lief der Wahlkampf wie in einem schwülen Hohlraum; also 
mehr oder weniger resonanzfrei nach draußen. Erst von jetzt an fangen
die Umfragen an, wirklich zu zählen. Bisher blieben Gesten folgenlos,
selbst Ulla Schmidts kleine Auto-Schieberei ist schon wieder 
irgendwie vorbei. Was indessen von jetzt an passiert, bleibt bis zur 
Bundestagswahl aktuell. Überhaupt wird erst jetzt definiert, was 
wichtig ist.
Ist es beispielsweise der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, 
über den bis heute so gut wie gar nicht geredet wird, nicht obwohl, 
sondern gerade weil zwei Drittel der Menschen ihn ablehnen? Wann wenn
nicht jetzt wäre zu streiten über die Zukunft unserer Sozialsysteme, 
der Arbeitslosenversicherung im Hinblick auf eine steigende 
Arbeitslosigkeit, der Krankenversicherung wegen der steigenden Kosten
und der Rentenversicherung mit Blick auf Menschen, die älter werden, 
aber kürzer arbeiten. Wie soll das alles funktionieren? Beiden großen
Parteien sind diese Fragen zu heiß, sie fürchten sich vor einem ihrer
größten Gegner, der Unbedachtsamkeit des Augenblicks. Für die Wähler 
ist das alles unerquicklich: Sie sollen brav wählen, haben auch ein 
patriotisches Empfinden für die Bedeutung dieser Wahl im Angesicht 
tatsächlich drängender Probleme - und werden doch alleine gelassen. 
Und für dumm verkauft.
Die Politik legt sich so selbst ein Ei. Wofür holt sich 
beispielsweise die in luftige Beliebtheitshöhen enteilte Kanzlerin 
überhaupt ein Mandat? Für Steuersenkungen etwa, bei einer derartigen 
Nachkriegs-Rekordverschuldung? Und fängt es der SPD-Kandidat, ringend
mit seinem eigenen Malus, verantwortungsvoller an? Das kumpelhafte 
Kohle-Versprechen gestern auf Prosper offenbart jedenfalls, wie 
leicht er der Versuchung erliegt, folgenfrei zu punkten.
Nun also, am kommenden Montag, beginnt die ernsthafte, die 
arbeitsame Zeit, die Aufmerksamkeits-Periode. Das öffentliche 
Bewusstsein, der menschliche Krisen-Sensor, steht auf empfindlich. Es
wird Zeit, dass die Politik die Ferienstimmung ablegt. Und die Ärmel 
hochkrempelt. Und sich bemüht. Um ihre Kunden. Um uns.

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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