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WAZ: Zum G-20-Gipfel in London - Bescheiden, aber ein Fortschritt - Leitartikel von Jasmin Fischer

Essen (ots)

Ein Mammutgipfel wie das Treffen der Regierungschefs
von 20 sehr unterschiedlichen Nationen ist vor allem eines: ein 
großer Erfolg und ein großer Misserfolg zugleich. Die 
Abschlusserklärung klingt solide, die Billionensumme, die in den IWF 
fließen soll, um strauchelnde Länder zu stützen, sogar überraschend 
hoch. Im Prinzip ist man sich einig, und selbst, wenn dies nur eine 
erzwungene Kooperation ist, so darf sie als großer Erfolg gewertet 
werden.
Doch in der Bewältigung der globalen Wirtschaftskrise kommt es 
nicht nur auf den großen theoretischen Konsens, sondern auf Details 
an. Nicht umsonst ist um jede Formulierung gerungen worden, um die 
Position von Punkten im Haupttext oder als Kleingedrucktes im Anhang,
den man eben auch überlesen kann, wenn man denn will. Gerade bei 
komplizierten Fragen wie der Regulierung von Finanzprodukten sind 
aber Details ausschlaggebend. Hier wird erst die Umsetzung in den 
einzelnen Ländern darüber entscheiden, wie gut das Abschlusspaket des
G-20-Gipfels wirklich ist.
Manches nimmt sich schon jetzt eher als bescheidener Fortschritt 
aus: Es hilft gewiss, Hedgefonds besser zu kontrollieren. Es ist auch
gut, Steueroasen zu schließen - mit der Bankenkrise, die 
Volkswirtschaften nach unten zieht, hat Steuerhinterziehung aber 
nichts zu tun. Bedenken sind auch angebracht, weil in den zwei Tagen 
in London zwar richtige Dinge gesagt worden sind, aber nicht 
unbedingt von den richtigen Personen. Wenn Premier Gordon Brown sich 
für mehr Moral auf dem Finanzmarkt einsetzt, klingt das schlicht 
schräg. Als Ex-Schatzkanzler ist er für das liberale Laissez-Faire in
Finanzviertel, das die Krise überhaupt ermöglicht hat, 
mitverantwortlich.
Man hat sich geeinigt, aus der Krise zu lernen UND die Konjunktur
zu stützen. Wer sich nur um Wachstum kümmert, nicht aber um die 
Ursachen der Krise - die unstrittig im Finanzmarkt liegen - wird in 
ein paar Jahren in dieselbe brenzlige Situation schlittern. So hat 
sich der provokante Vorstoß von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy 
kurz vor dem Gipfelabschluss als wertvolle Korrektur erwiesen.
Der Widerstand gegen mehr Kontrollen speziell von britischer 
Seite war nachvollziehbar. Sieben Prozent des Bruttosozialproduktes 
werden im Londoner Finanzviertel verdient. Inwieweit London sein 
Banker-Vergütungssystem umstrukturieren kann ohne Fluchttendenzen zu 
riskieren, bleibt abzuwarten. Der Gipfel war eben nicht das Ende, 
sondern nur der Anfang eines tiefgreifenden Veränderungsprozesses.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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