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WAZ: Neue Energiedebatte - Umzingelt von Atomkraftwerken - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Briten und Italiener tun's, die Franzosen sowieso
und nun auch die Schweden, die die ersten waren, die 1980 nach der 
Atomkatastrophe von Harrisburg den Ausstieg aus der Atomenergie 
beschlossen haben. Es sind ausgerechnet die Schweden, die aus dem 
Ausstieg aussteigen und sich so nach den Worten von Ministerpräsident
Reinfeldt in der Energiepolitik als "Vorbild für die ganze Welt" 
wähnen.
Nun wundern sich Atomkraftgegner über diese Volten, dabei haben 
Grüne und Sozialdemokraten das Ihre dazu beigetragen: Atomenergie ist
neuerdings aus ökologischen und ökonomischen Gründen salonfähig. 
Ökologisch, weil das Bewusstsein über das klimaschädigende 
Kohlendioxid dank jahrelanger Warnungen der Grünen Eingang ins 
weltweite Bewusstsein gefunden hat. Ökonomisch, weil es nicht bei 
Fensterreden blieb, sondern ein europäisches System zum Handel von 
Verschmutzungsrechten entstanden ist.
Betreiber von Kraftwerken sollen einen Preis bezahlen für die 
Verschmutzung der Umwelt. Je höher der Preis je Tonne CO2, desto eher
engagieren sie sich in der Wind-und Wasserkraft, desto mehr 
investieren sie in kohlendioxidsparende Technologien und bessere 
Wirkungsgrade ihrer Braun- und Steinkohlekraftwerke. Und außerhalb 
Deutschlands planen die Regierungen auch neue Atomkraftwerke. Warum? 
Weil sich kohlendioxidfreie Atomenergie rechnet, wenn die 
Verschmutzungszertifikate wie erwartet in vier Jahren knapp 60 Euro 
kosten. Damit kommt ein Argument hinzu, das auch Verbraucher gerne 
hören. Atomstrom ist nicht nur sauberer, sondern auch preiswerter als
die Energie konventioneller Kraftwerke - und aus Sicht früherer 
Gegner wie der Schweden auch beherrschbar.
Damit werden die Karten für ein Wahlkampfthema ums Atom in 
Deutschland neu gemischt. Den Grünen nimmt ihre Klientel vielleicht 
noch ab, dass der Strom künftig vom Winde kommt. Die Arbeiter- und 
Industriepartei SPD aber muss eine Antwort geben, wie die 
Energiezukunft aussehen soll, wenn, wie zu Jahresanfang, kein Wind 
bläst. Oder wenn Putin mal wieder an der Gasschraube dreht. In Neuss 
droht einer Aluminiumhütte die Schließung, weil der Strom in 
Deutschland zu teuer ist für die weitere Produktion.
Zunächst geht es um eine Verlängerung der Laufzeiten. Aber warum 
alte AKW laufen lassen, wenn neuere sicherer wären? Fehlt allerdings 
noch eine ehrliche, belastbare und vertrauenswürdige Antwort auf die 
Endlagerfrage.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
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