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WAZ: Klima-Gipfel in Brüssel und Posen - Kanzlerin verpasst den Zug der Zeit - Leitartikel von Jürgen Polzin

Essen (ots)

Ja, ja und noch einmal ja: Klimaschutz kostet Geld,
Arbeitsplätze und Investitionen. Ist es deswegen tabu, am Vorabend 
der wohl größten Wirtschaftskrise in der Nachkriegszeit für einen 
strengen Emissionshandel einzutreten? Ist es naiv anzumerken, dass 
die Finanzmisere und das CO2-Problem ein und dieselbe Wurzel haben: 
nämlich das Wirtschaften auf Kosten anderer? Ist also Klimaschutz 
eine Option, die man wählt, wenn man es mag und die man verschiebt, 
wenn es gerade ungünstig ist?
Nein, ist es nicht. Die Bundeskanzlerin rettet Arbeitsplätze, 
wenn sie Abstriche beim Klimaschutz fordert. Gleichzeitig gefährdet 
sie durch ihr Festhalten an veralteten Strukturen die Jobs in den 
Zukunftsmärkten. Jenen Märkten, in denen Deutschland der Welt 
vorgemacht hat, dass Ökonomie und Ökologie sich eben nicht einander 
ausschließen. Saubere Energietechnologien, effizientes Wirtschaften 
mit Rohstoffen: made in Germany. Die USA bereuen bitter, dass sie auf
diesen Marktplätzen ihre technologische Vorherrschaft kampflos 
abgegeben haben. Sie investieren Milliarden, um den Rückstand zum 
alten, neuen Europa wettzumachen: in neue Kohlekraftwerke, in die 
Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid, in Biotreibstoffe der 
zweiten Generation. Deutschland muss wieder fürchten, dass das Leben 
jene bestraft, die zu spät kommen.
Falsch betriebener Klimaschutz knebelt Branchen wie etwa die 
Stahlindustrie, bis sie dort produzieren, wo es keine Umweltauflagen 
gibt. Doch wenn diese Regeln weltweit gelten, wenn der 
Kohlenstoffmarkt funktioniert und wenn endlich Chancengleichheit 
herrscht unter den Hochöfen, die ihre Emissionen schon jetzt so weit 
zurückgefahren haben, dass mehr Klimaschutz unmöglich scheint, dann 
wird Deutschland einen riesigen Startvorteil haben, weil es früher 
als andere auf Umwelttechnologien gesetzt hat. Und deswegen brauchen 
wir ein neues, weltweites Klimaschutzabkommen.
Das aber gelingt nicht, wenn Kanzlerin Angela Merkel mit 
Subventionen das Ges-trige retten will. Den Brüsseler Streit um den 
Emissionshandel, der mit Zugeständnissen an die Industrie endet, 
müssen die jungen Bürger bezahlen. Schlimmer aber ist, dass im 
Schatten des Geschachers die Botschaft des UN-Klimagipfels in Posen 
völlig unterging. "Solidarität" hieß sie. Es waren die Schwellen- und
Entwicklungsländer, die dort Initiativen ergriffen, eigene Klimaziele
vorstellten. Sie sind es, die verändern wollen. Anders als die 
Industrieländer haben sie erkannt, dass sie längst keine andere Wahl 
mehr haben.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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