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WAZ: 40 Jahre "Humanae vitae" - Eine Kluft, die blieb. Leitartikel von Angelika Wölk

Essen (ots)

Als Papst Paul VI. vor 40 Jahren die Enzyklika
"Humanae vitae" veröffentlichte, setzte er einen Prozess in Gang, der
bis heute andauert und der für die katholische Kirche durchaus 
tragisch zu nennen ist. Denn sie schuf eine Kluft im Bewusstsein 
vieler Katholiken. Die Enzyklika, die schon bald als 
"Pillenenzyklika" in die Geschichte einging, beförderte die Trennung 
zwischen Kirche und Welt, Kirche und Sexualmoral, und sie hat die 
Glaubwürdigkeit der Kirche stark erschüttert. Und bis heute ist es 
ihr nicht wirklich gelungen, die eigenen Gläubigen von ihrem Verbot 
der künstlichen Empfängnisverhütung, von "Pille" und Kondom, ganz zu 
überzeugen.
Vor allem jedoch stürzte sie damals viele katholische Frauen in 
einen ernsten Gewissenskonflikt. Denn die hormonelle Verhütung, seit 
1960 auf dem Markt, war zum Symbol der sexuellen Befreiung 
schlechthin geworden. Über mögliche medizinische Folgeschäden sprach 
damals kaum jemand und die - scheinbar problemlose - Verhütung 
ungewollter Schwangerschaften empfanden viele Paare als riesigen 
Fortschritt. Als Paul VI. ihnen diesen "Fortschritt" verbot, wollten 
das viele Gläubige nicht akzeptieren. Es regte sich ungeahnter 
Protest. Eine erste Austrittswelle setzte ein.
Die deutschen Bischöfe wollten mit ihrer "Königsteiner Erklärung"
im August 1968 den Konflikt entschärfen. Ohne dem Schreiben aus Rom 
direkt zu widersprechen, erklärten sie Empfängnisverhütung zu einer 
Gewissensentscheidung der Eheleute, nicht des Lehramts. Doch die 
Kluft zwischen Kirche und Welt vermochten auch sie nicht mehr zu 
schließen. Das Thema entwickelte sich zum Dauerkonflikt.
Heute jedoch hat sich die Empörung über das Schreiben von 1968 
längst gelegt. Viele Katholiken haben sich arrangiert und leben nach 
ihrer eigenen Sexualmoral. Und im Abstand von 40 Jahren wird auch 
erkannt, dass "Humanae vitae" außer dem Pillenverbot mehr zu bieten 
hatte. So warnte Paul VI. frühzeitig davor, Sex zum reinen 
Konsumartikel, zur Ware verkommen zu lassen. Eine Befürchtung, die 
sich in weiten Teilen der Welt leider bewahrheitet hat.
Hier zu Lande indes ist eine Generation herangewachsen, die mit 
den Widersprüchen, die diese Enzyklika damals hervorrief, ganz anders
umzugehen weiß als noch die Mütter und Väter. Sie kann dem Papst wie 
beim Weltjugendtag in Köln ganz locker zujubeln, seine oftmals 
strengen Predigten beklatschen und trotzdem Pille oder Kondom 
benutzen - ganz so, als ob es nicht einmal ein Widerspruch wäre.

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Telefon: 0201 / 804-2727
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