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WAZ: Bergläufer starben im Schnee - An Grenzen gehen, um jeden Preis. Leitartikel von Gudrun Norbisrath

Essen (ots)

Zwei Bergläufer sind ums Leben gekommen, weil sie
nicht richtig vorbereitet waren auf die schwere Anstrengung, aufs 
Wetter. Das ist nicht nur menschlich bestürzend, es ist auch 
desillusionierend: Wir haben die Natur keineswegs fest im Griff des 
Fortschritts. Wir glauben es nur.
Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen an Grenzen gehen, manchmal
um jeden Preis. Einer ist das irrationale Vertrauen in die eigene 
Kraft, in die Beherrschbarkeit der Welt. Ein anderer die rasende 
Sucht nach immer mehr, von allem.
Größer, schneller, besser, spannender - so soll die Welt sein. 
Lebendiger, das vor allem. Auch gefährlicher. In sicheren warmen 
Häusern, in denen Hunger keine Erfahrung ist und der Tag zu immer 
derselben Stunde beginnt, mit einer Arbeit, die auf Jahrzehnte hinaus
vorhersehbar scheint, kann der Wunsch sehr stark werden, mehr zu sein
und mehr zu tun. Sich zu beweisen.
Früher sorgten Kriege und hartes Leben dafür, dass die Sehnsucht 
nach Gefahr nicht zu groß wurde. Heute ist Sport ein Ventil. Sport 
macht den Körper erfahrbar; das hatten Büromenschen lange vergessen. 
So wurde Sport zur kollektiven Leidenschaft, und zur Ware.
Das hat Vorteile. Sport, auch Extremsport, in der Gruppe 
auszuüben, ist reizvoll. Wegen des Gemeinschaftserlebnisses und weil 
es einen Verantwortlichen gibt; von ihm wird erwartet, dass er die 
Gefahr kalkuliert. Er berechnet aber zugleich auch seinen Gewinn, 
natürlich. Bezeichnend, dass es jetzt heißt, der Veranstalter hätte 
im Vorjahr wegen des Wetters den Lauf abgebrochen und wäre 
anschließend mit Regressforderungen konfrontiert worden. Das sagt 
entsetzlich viel.
Wer sich in Gefahr begibt, trägt die Verantwortung. Wer Gefahr 
anbietet, auch. Kein Bergsteiger käme auf die Idee, eine Höhe von 
3000 Metern ohne wärmenden Wetterschutz anzugehen; das hätte jeder 
Beteiligte wissen und sich auf irgend eine Weise vorbereiten müssen. 
In der Natur kann man sich nicht darauf verlassen, dass schon alles 
gut gehen wird.
An Grenzen gehen - es ist der verständliche Wunsch nach dem Kick 
in einer technisch beherrschten Welt. Aber die Grenzen beginnen eher,
als wir wahrhaben wollen, der Mensch kann mit der Geschwindigkeit der
Technik nicht mithalten. Wir können bei Gefahr womöglich noch 
telefonieren, uns aber nicht mehr retten. Was tun? Es genügt der 
Respekt vor der Natur.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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