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WAZ: Wir lieben das Neue - Das Pflichtenheft für NRW - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Nun lieben wir also das Neue, wir, die führende
Region in Europa, wir Nordrhein-Westfalen. Okay, ein Slogan, vier 
Wörter, eingängig, leicht auf englisch zu übersetzen, kein großer 
Wurf aufs erste Hinhören, aber auch keine verkorkste 
Ruhr-hoch-n-oder-R-im-Kreis-Idee.
Es ist schon in Ordnung, wenn eine Landesregierung Geld in die 
Hand nimmt, um den Standort bei ausländischen Investoren bekannt zu 
machen. Drei Millionen Euro im Jahr machen gerade mal ein Zehntel 
dessen aus, was große Markenartikler in ihre Marketing-Etats stecken.
Und all die Kritiker des Englischen sollen mal erklären, wie sonst 
als auf Englisch man internationale Investoren ansprechen soll.
Okay, wir lieben das Neue. Wohlan: Wo, liebe Wirtschaftsförderer 
steht der runde Tisch, an dem der Investor (ob deutsch oder 
ausländisch) freundlich eingeladen bei Kaffee und Kuchen auf 
Planungsdezernenten, Umweltdezernenten, Vertreter der 
Berufsgenossenschaft, des TÜV sowie des Arbeitsamtes trifft, um an 
einem Tag alles zu erledigen, was man in Bürokratiedistan so braucht,
um eine neue Firma zu eröffnen?
Wo ist die Service-Agentur für Leute, die aus dem Ausland hier 
Arbeitsplätze schaffen und Hilfe brauchen bei der Suche nach der 
passenden Schule oder Universität für die Kinder, einem Arbeitsplatz 
für die Ehefrau oder einem Haus fürs Wohnen? Wie, staatliche 
Bevorzugung einer ausländischen Unternehmer-Elite? - Na klar doch, 
wenn es hilft, hier Arbeitsplätze zu schaffen.
Wo sind die flächendeckenden internationalen Schulen im Land des 
neuen Aufbruchs?
Es ist gewiss nicht genug, einen gängigen Slogan zu erfinden und 
Plakate an Londoner Bürohäuser zu kleben. Wir sind gespannt, wie 
mutig die Landesregierung bei der Ansiedlung neuer Unternehmen 
voranschreitet. Denn eines ist klar: Wo Unternehmen wie Nokia im 
Kampf um die besten Köpfe ihre Designstudios nicht in Helsinki, 
sondern in London aufbauen, wo IT-Schmieden sich an die 
südfranzösische Küste begeben, um attraktiv genug für Ingenieure zu 
sein, muss sich auch die führende Region in Europa etwas einfallen 
lassen. Ein Rundum-Service für Investoren wäre schon mal ein Anfang -
bis das mit den internationalen Schulen oder der Infrastruktur 
insbesondere im Ruhrgebiet klappt.
Apropos Ruhrgebiet. Was geschieht jetzt eigentlich mit Ruhr hoch 
R im Kreis Teamworkcapital? Wir lieben das Neue.

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Telefon: 0201 / 804-2727
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