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WAZ: Angriff als Ablenkung - SPD & Union oder: Wem das Glück fehlt - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Wenn du bei deinem Gegner eine Wunde gefunden hast:
Gib dir keine Mühe, such nicht länger. Nach dieser so einfachen wie 
einfallslosen Taktik verdrischt die CDU die SPD. Was deren 
Generalsekretär Pofalla über die SPD sagt - sie sei keine Volkspartei
mehr, versage gegen die Linke, habe keinen Kanzlerkandidaten - ist 
zwar nicht falsch, aber erschreckend durchsichtig.
Beispiel Kanzlerkandidat: Damals konnte Helmut Schmidt den 
Pfälzer Helmut Kohl so lange verhöhnen, bis Franz Josef Strauß es 
wurde, um zu verlieren. Angela Merkel bekam erst ihre Chance, nachdem
Wolfgang Schäuble an sich selbst gescheitert war und Edmund Stoiber 
gezeigt hatte, dass Deutschland lieber ohne CSU-Kanzler auskommt. 
Jede Opposition tut sich schwer mit ihrem Kanzlerkandidaten und die 
Union hat dieses Problem ausschließlich nur deshalb nicht, weil sie 
gerade die Kanzlerin stellt. Die Politik funktioniert eben nach dem 
Abba-Motto: The winner takes it all. Der Verlierer geht nicht nur 
leer aus, sondern hat auch noch allen Ärger.
Beispiel Linkspartei: Pofallas Behauptung, die SPD habe im Kampf 
gegen die Linkspartei versagt, enthält die Unterstellung, es sei 
ausschließlich Sache der Sozialdemokraten, die Linkspartei zu 
neutralisieren. Das ist falsch. Zwar will Lafontaine sich an der SPD 
rächen, aber dessen Partei kann auch im bürgerlichen Lager punkten: 
Die Angst vor dem Abstieg aus der Mitte plus 
DDR-Geschichtsvergessenheit ist weit über SPD-Sympathisanten hinaus 
verbreitet. Indem Pofalla dieses Problem der SPD in die Schuhe 
schiebt, lenkt er davon ab, dass die Union hierauf keine Antwort hat.
Beispiel Volkspartei: Wahr ist, dass es nicht mehr lange dauert, 
bis die Union mehr Mitglieder hat als die SPD. Aber doch nicht 
doppelt oder dreimal so viele. Beide liegen gleichauf; kommt deshalb 
jemand auf den Gedanken, der CDU den Volkspartei-Charakter 
abzusprechen? Die SPD steckt in einer Legitimationskrise; dies aber 
vor allem deshalb, weil sie mit der anspruchsvollen Vision von einer 
gerechten Gesellschaft nichts weniger unternehmen will, als die Welt 
zu verbessern. In diese Gefahr ist die Union noch nie geraten (Angela
Merkels Versuch als Weltklimakanzlerin war diesbezüglich auch nur ein
Ausrutscher). Die Union steht öffentlich besser da, weil sie 
anspruchsloser und disziplinierter ist. So richtig zufrieden mit sich
ist sie aber nicht. Das, die wachsende Unzufriedenheit der Union mit 
ihren Vorturnern, steckt in Wahrheit hinter Pofallas Angriff auf die 
SPD. Vom ausgestreckten Finger seiner Hand zeigen drei auf ihn 
zurück.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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