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WAZ: Zumwinkel, Nokia, usw.: Unternehmer und ihre Verantwortung - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Was verbindet den Fall Zumwinkel, die Bankenkrise
und Nokia in Bochum? Genau: Gier. Die Entfesselung dieser tief 
menschlichen Untugend hat dramatische Folgen, und längst kommt man 
nicht mehr damit hin, das alles unter der Überschrift "bedauerliche 
Einzelfälle" zu betrachten.
Man muss sich vielmehr ernsthaft Sorgen machen um unsere Soziale 
Marktwirtschaft. Mit großer Geschwindigkeit wächst ein 
kulturell-mentales Umfeld heran für Anti-Marktwirtschaft, für den 
Glauben an den Staat als Retter in der Not, für die Hoffnung auf Ruhe
stiftende, nationale Abschottung gegen die stürmische Welt da 
draußen. Früher, also noch vor 20 Jahren, da war Marktwirtschaft: 
Wohlstand, Aufstieg, Chancenreichtum. Heute fallen den Bürgern ein: 
Massenarbeitslosigkeit, Bereicherung, wachsende Ungleichheit. Und 
eine große Story, die die Globalisierung schreibt, lautet eben auch: 
Wer Kapital besitzt, kann sein Geld vervielfachen. Wer kein Kapital 
hat, muss Angst haben vor Abstieg.
Und die wirtschaftlichen Akteure sind Schuld daran. Allzu oft 
werden sie ihrer Verantwortung nicht gerecht. Und zwar nicht nur 
gegenüber den Beschäftigten, was ja immer gesagt und beklagt wird, 
sondern auch, was viel zu selten, wenn überhaupt, mal öffentlich 
erklärt wird: im Hinblick auf ihre Arbeitgeber-Kollegen. Ein Manager,
der Steuern hinterzieht, oder der "essert", also den Hals nicht voll 
kriegen kann, Bank-Manager, die an der Börse ihren eigenen Bonus 
hochjagen wollen ohne Rücksicht auf das Schicksal ihrer eigenen Bank 
oder eben brutalstmöglich: Nokia - sie glauben immer, sie handelten 
für sich allein. Aber so ist es nicht. Immer schreiben solche Leute 
Nachrichten, die über sie selbst hinausreichen. Und immer haben die 
Nachrichten Schlagzeilen. Und stets sind es dieselben: Managern 
kannst du nicht trauen. Unternehmer sind herzlose Renditejäger. 
Marktwirtschaft ist Mist. Und so weiter.
Aus dem Biedermeier, also den Anfängen freien Unternehmertums, 
stammt das Leitbild des "Ehrbaren Kaufmanns". Wir brauchen eine 
Wiedergeburt dieses ethischen Standards. Wer Betriebswirtschaft 
studiert, sollte nicht nur die Kunst des Geldvermehrens erlernen, 
sondern auch: dabei ein anständiger Mensch zu bleiben.
Wer die Marktwirtschaft retten will vor den Verführern, die 
versprechen, was sie nie halten können, der muss offen sein für eine 
Reform des Systems. Ein Schritt wäre, (angestellte) Manager für 
Fehler haften zu lassen. Ein anderer, wenn Nokia mit tollen 
Arbeitsplätzen zurück nach Bochum käme.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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