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WAZ: Streit in der Nato-Allianz: Die Angst der Regierung vor Afghanistan - Leitartikel von Angela Gareis

Essen (ots)

Robert Gates hat der Bundesregierung während der
Sicherheitskonferenz die Tarnung entrissen. Zum Vorschein kam Angst. 
Jahrelang haben verantwortliche Politiker die Öffentlichkeit in den 
Glauben hineingeredet, die deutschen Soldaten versähen in Afghanistan
den Dienst einer Heilsarmee, und alle Verbündeten fänden das gut. 
Doch der US-Verteidigungsminister hat die Beschwerden der Länder 
vorgetragen, die eine Arbeitsteilung der Nato erkennen: Die einen 
graben Brunnen, die anderen töten und sterben. Gates hat es nicht 
dabei belassen, sondern zugleich in verdächtigem Überschwang den 
Einsatz der Deutschen gewürdigt. Und er hat der Regierung 
"Überempfindlichkeit" attestiert. Übersetzt: ein schlechtes Gewissen.
Zusammengefasst hat Gates die Regierung klar kritisiert und 
beruhigt. Also vorgeführt. Denn aus Angst vor den Verbündeten auf der
einen Seite und den Wählern auf der anderen Seite haben die Minister 
Franz Josef Jung und Frank-Walter Steinmeier es unterlassen, ihre 
Bedenken ehrlich zu formulieren und Vorschläge für ein Gesamtprogramm
vorzutragen, das zivile und militärische Aufgaben eng koordiniert.
Die Koalitionspartner blieben in der Defensive, die sie offenbar 
noch schussfester gestalten wollen. Sie überlegen, das Mandat im 
Herbst gleich bis 2010 zu verlängern, um Afghanistan (auch mit dem 
Blick auf die Linkspartei) aus dem Wahlkampf 2009 herauszuhalten. 
Dahinter steht kaum die Absicht, eine offensive Debatte darüber zu 
führen, welchen Sinn dieser Einsatz macht, wie lange er dauern wird, 
und wie hoch der Preis sein könnte.
Sehr vorsichtig haben einige Politiker zuletzt angedeutet, dass 
auch die deutsche Mission ein "Kampfeinsatz" sei. Diese Wahrheit 
kommt um Jahre zu spät, denn bestimmte Eindrücke haben sich längst 
verfestigt: Viele Bürger glauben, friedliche Kriegsführung sei 
möglich. Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben riskieren, müssen 
denken, dass sich in der Heimat kaum jemand um sie sorge. Einige 
Verbündete fühlen sich inzwischen provoziert, weil die 
Bundesregierung indirekt auch eine moralische Differenzierung 
vornimmt. Die "guten" Soldaten helfen. Die "schlechten" Soldaten 
töten.
Wenn aber künftig unter Militärs der Nato über die "Feigheit" der
Deutschen gesprochen wird, dann ist jedenfalls klar, dass nicht die 
Soldaten gemeint sind. Die Große Koalition sollte endlich ihren Mut 
zusammennehmen und offen sowie öffentlich über Afghanistan reden.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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