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WAZ: Streit um Jugendgewalt - Die SPD und die Furcht der Menschen - Leitartikel von Angela Gareis

Essen (ots)

Die SPD kann Roland Koch nicht nur nicht leiden,
sondern sogar überhaupt nicht leiden, was ihren Umgang mit der 
Jugendgewalt wesentlich prägt. Weil Koch das Thema mangels besserer 
Einfälle im Wahlkampf verwendet, stellt sich die SPD automatisch 
gegen ihn - und das, was er sagt.
In der Sendung "Hart aber fair" war zu beobachten, dass 
Justizministerin Brigitte Zypries den hessischen Ministerpräsidenten 
mit Blicken bedachte, die eigentlich einen Waffenschein erforderten, 
und ansonsten die Ansicht vermittelte, die Diskussionen seien relativ
überflüssig und die Gesetze sowieso ausreichend.
Eventuell reichen die Gesetze aus, und eventuell wird Koch für 
seinen Populismus bestraft. Beides ändert aber nichts daran, dass 
Menschen zunehmend Angst vor jungen Schlägern haben, und diese Angst 
nimmt die SPD in der Darstellung nicht ernst genug. Gerhard Schröder 
und Otto Schily mussten ihre Partei daran erinnern, dass sie 
Sicherheit als Bürgerrecht versteht.
Ähnlich wie Koch gegenüber verhält sich die SPD der Linkspartei 
gegenüber. Sie kann sie nicht leiden und vernachlässigt dabei, dass 
Armut oder die Angst vor sozialem Abstieg der Linken die Anhänger 
zutreibt. Diese Anhänger fühlen sich von der SPD nicht nur verlassen,
sondern obendrein beschimpft. Armut bedeutet Kinderarmut, welche 
Bildungsarmut bedeutet, welche wiederum Perspektivlosigkeit bedeutet,
die vielfach Jugendgewalt begründet.
Aus diesem Zusammenhang hat die SPD inzwischen eine Formel 
entwickelt: Wir kämpfen gegen Jugendgewalt, aber noch härter gegen 
die Ursachen. Sie geht jedoch viel zu defensiv damit um und wirkt 
nicht so, als habe sie das Thema, vom Populismus befreit, als ihr 
eigenes erkannt. Schließlich nutzen kaum Manager die U-Bahnen, 
sondern normal situierte Menschen sowie viele, die von Mindestlöhnen 
träumen.
Wenn die SPD Koch immer wieder vorwirft, er schüre 
ausländerfeindliche Stimmungen, dann ist das zwar gut und richtig, 
aber zu wenig. Denn den meisten Menschen ist es egal, ob sie Schläge 
mit Migrationshintergrund oder deutsche Schläge beziehen. Sie wollen,
dass Politiker sie mit klugen Mitteln schützen und verteidigen.
Die SPD aber verteidigt sich aus Angst vor dem eigenen sozialen 
Abstieg vorwiegend selbst, gegen die Kochs, die Linken, die Union, 
die Umfragen. Dabei übersieht sie ihre ureigenen Themen, die 
praktisch auf der Straße liegen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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