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WAZ: Atompannen stärken den Minister Wie für Sigmar Gabriel gemacht - Leitartikel von Hendrik Groth

Essen (ots)

Welcher Minister hat schon einen prominenten
Atommanager als Kerbe in seinem Colt? Der Vattenvall Europa-Chef 
Rauscher hat nach einer Pannenserie seinen Rücktritt angeboten. Die 
These sei vertreten: Ohne das energische und öffentlichkeitswirksame 
Auftreten von Umweltminister Gabriel hätte sich die Republik über die
"dramatischen Fehler" (Bundeskanzlerin Merkel) der 
Vattenfall-Informationspolitik im Zuge der Pannen in den Kraftwerken 
Krümmel und Brunsbüttel zwar mokiert, aber Folgen im Topmanagement 
hätte es wahrscheinlich nicht gegeben.
Gabriel hat mit dem sicheren Instinkt eines großen politischen 
Talentes die Atomindustrie vor sich hergetrieben, wie sie es 
wahrscheinlich nie für möglich gehalten hätte. Möglicherweise hat 
Gabriel und damit die SPD mit der Atomdebatte ein Thema gefunden, wie
es Schröder mit dem objektiv abfälligen, aber rhetorisch genialen 
"Professor aus Heidelberg" entdeckt hatte. Im Bundestagswahlkampf 
2005 titulierte Schröder so Paul Kirchhof, der ein vereinfachtes 
Steuermodell vorstellte, das vor allem die SPD-Klientel als unsozial 
verstand. Aus der Trumpfkarte der CDU wurde eine Lusche. Schröder 
holte die SPD auf diese Weise aus dem Tief, in dem sie jetzt nach 
zwei Jahren Großer Koalition wieder steckt.
Gabriel weiß, dass die Atomtechnologie in Deutschland gegen die 
Bevölkerung nicht durchzusetzen ist. Und auf diese Karte setzt der 
Minister, den manche in der Industrie gerne wieder gegen seinen 
Vorgänger Trittin eintauschen würden, der eben nie Kanzler werden 
wollte. Keiner in der SPD-Spitze kann so gut reden, spricht so leicht
und behände die Menschen an. Gabriel ist Populist (gemeinsamer 
Auftritt mit Eisbär Knut) und ein Naturtalent, das schon schwere 
politische Niederlagen überwunden und mit 48 Jahren noch viel Zeit 
hat.
Diese braucht er auch, weil die nächste Kanzlerkandidatur dann 
doch eher unwahrscheinlich ist, denn in der Bundestagsfraktion hat 
der Niedersachse nicht viele Freunde. Seine polarisierende Art kommt 
dort nicht besonders gut an. Fachlich kann Gabriel bescheinigt 
werden, dass er sich sehr schnell und intensiv in die Bereiche seines
Ressorts eingearbeitet hat. Sein Ministerium gilt als ausgesprochen 
schlagkräftig, was von dem seines Gegenspielers, dem 
CSU-Wirtschaftsminister Glos, nicht behauptet werden kann. Noch eine 
Personalie: Gabriels Staatssekretär Machnig gilt nicht gerade als 
ausgewiesener Umweltexperte, dafür als ein herausragender Stratege 
für Parteienkommunikation und Wahlkämpfe.

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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