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Berliner Morgenpost: Fußball-Lehren. Oder: Das neue Nord-Süd-Gefälle - Kommentar

Berlin (ots)

Der deutsche Fußball ist in Feierstimmung. Wenn man
es genauer nehmen will: der Fußball in der Nordhälfte der Republik. 
Nicht nur, dass unverhofft der VfL Wolfsburg, ausgerechnet, ziemlich 
souveräner Tabellenführer der Bundesliga ist. Auch Hertha BSC, trotz 
des kleinen Schwächeanfalls, macht in diesem Jahr sehr viel Spaß. Und
mit dem Hamburger SV und Werder Bremen schaffen zwei Nord-Vereine den
Einzug ins Halbfinale des Uefa-Cups. Nun treffen sie gleich vier Mal 
am Stück aufeinander, grünweiß-schwarzweißblaue Festwochen, für deren
Ende eins schon feststeht: Eine der beiden Mannschaft wird im 
Endspiel am 20. Mai in Istanbul vertreten sein. Ein Erfolg, der die 
zahlreichen Schwarzseher unter den deutschen Fußballexperten ganz 
schön alt aussehen lässt. Weil außerdem Italiens Großklubs 
schwächeln, könnte Deutschland 2010 sogar wieder vier Teams für die 
Champions League melden. Es ist gar nicht so lange her, dass besagte 
Pessimisten Rumänien an uns vorbeiziehen sahen. Rumänien. Ist der 
deutsche Vereinsfußball also wieder Spitze?
Nicht ganz. Der FC Bayern, noch mal ausgerechnet, samt Trainer 
Klinsmann spielt sein Finale heute in Bielefeld, nicht im Mai in Rom,
wenn der Champions-League-Sieger gesucht wird. Das ist bitter, aber 
die große Hoffnung, die mit der Verpflichtung Jürgen Klinsmanns 
verknüpft war, braucht eben einen weiteren Verbündeten: die Geduld, 
eine Tugend die sich viele deutsche Fußballklubs erst noch erarbeiten
müssen. Manchester United oder Arsenal London dagegen, deren Trainer 
seit Jahren und auch bei zeitweiligem Misserfolg im Amt bleiben, 
stehen im Halbfinale der Königsklasse. Da könnte man sich ja 
vielleicht was abschauen.
Stattdessen meldet sich bei Deutschlands bestem Fußballklub fast 
täglich eine Ex-Koryphäe zu Wort und untergräbt die Autorität des 
Trainers. Beckenbauer, Breitner, Rummenigge, zuletzt auch noch der 
berühmte Fußballer Edmund Stoiber.
Andererseits, um der Wahrheit die Ehre zu geben, hat der selbst 
ernannte Reformer Klinsmann einschneidende Veränderungen im 
bayerischen Fußball-Gefüge eher gescheut. Und junge Spieler wie 
Kroos, Podolski oder Rensing hat er nicht, wie angekündigt, jeden Tag
besser gemacht, sondern weggeschickt oder degradiert. Klinsmann 
spielt mit dem gleichen Team wie sein Vorgänger Hitzfeld - nur 
erfolgloser.
Dennoch: Der deutsche Fußball macht auch drei Jahre nach dem 
Sommermärchen noch viel Spaß: Die Nationalmannschaft hat alle 
Chancen, die WM in Südafrika ohne Umwege zu erreichen. In keiner 
europäischen Liga sind die Stadien voller, sicherer und moderner als 
in der Bundesliga. Nirgendwo herrscht größere Spannung. Es gibt 
Regeln, die verhindern, dass sich Klubs wie Manchester United mit 750
Millionen Euro verschulden können. Anders als in Italien, wo die 
Profis ihre Gehälter im Schnitt mit dreimonatiger Verspätung 
erhalten, stimmt in Deutschland die Zahlungsmoral. Der Preis dieser 
Redlichkeit ist, dass Stars wie Franck Ribery, Diego oder jetzt, 
leider, auch Hertha-Anführer Andrey Voronin immer vor dem Absprung 
aus der Bundesliga stehen. Und, vorerst, der Verzicht auf die 
Champions-League-Trophäe.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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