Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Was sich in Deutschland immer noch ändern muss - Kommentar zur Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen

Berlin (ots)

Die Situation ist grotesk: Mädchen machen im
Schnitt häufiger Abitur als Jungs, Frauen verlassen mit besseren 
Abschlüssen als ihre männlichen Kommilitonen die Hochschulen - und im
Berufsleben verdienen sie dann deutlich weniger. Das ist seit 
Jahrzehnten so, und während sich in Deutschland in vielen Bereichen 
einiges beim Thema Chancengleichheit getan hat, liegen die Löhne 
berufstätiger Frauen weiter spürbar unter denen der Männer.
Lohnlücke nennen Experten das, 23 Prozent beträgt sie derzeit, und 
damit hat sich das Einkommensgefälle im Vergleich zum Vorjahr sogar 
noch ein wenig vergrößert. Das überrascht, schließlich hatte sich die
Bundesregierung das Thema Entgeltgleichheit schon 2001 auf die Fahnen
geschrieben, die Europäische Union handelt es als Schwerpunktthema. 
Doch weiterhin gilt: Frauen die beruflich erfolgreich sein wollen, 
verzichten am besten auf Kinder.
Zwar ist dieses Phänomen nicht auf Deutschland beschränkt, aber 
hierzulande besonders ausgeprägt. Andere Nationen haben längst 
versucht, kräftig gegenzusteuern. Norwegen beispielsweise. Dort hat 
die Regierung den börsennotierten Unternehmen verordnet, ihre 
Aufsichtsräte zu mindestens 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. 
Allerdings sind Quoten kein Allheilmittel. Und ebenso wenig macht es 
Sinn, nur nach der Politik zu rufen, damit die für Gleichheit der 
Bezüge sorgt - die Gründe für die Lohnunterschiede sind zu 
vielschichtig, um sie allein per Gesetzerlass in den Griff zu 
bekommen.
Gefordert ist die Politik, wenn es darum geht, bessere Möglichkeiten 
der Kinderbetreuung zu schaffen. Denn ein Grund für das Gefälle der 
Gehälter sind lange Babypausen. Weil es weiterhin nicht genügend 
Betreuungsmöglichkeiten gibt, bleiben viele junge Mütter über Jahre 
zu Hause oder arbeiten Teilzeit. Dass es anders geht, zeigt das 
Beispiel Belgien: Dort sind Frauen in der Rekordzeit von zehn Monaten
nach der Geburt wieder im Job - aber Belgien hat eben auch ein 
umfassendes Kinderbetreuungssystem.
Bewegen müssen sich zudem die Arbeitgeber. Flexiblere 
Arbeitszeitmodelle sind ebenso nötig, wie die Bereitschaft, Frauen 
überhaupt auf dem Niveau von Männern zu entlohnen. Oft genug verdient
eine Frau noch immer weniger als ihr männlicher Kollege in derselben 
Position.
Gesetzlich regeln lässt sich das nur schwer, ebenso wie der Umgang 
von Personalchefs mit Frauen, die sich bei der Besetzung von 
Spitzenpositionen häufiger für Männer entscheiden. Ändern muss sich 
aber auch etwas in der Gesellschaft, im Denken von Männern und 
Frauen. Das Stigma, wonach eine Frau, die sich nicht Jahre um den 
Nachwuchs kümmert, eine schlechte Mutter ist, lebt noch immer fort, 
ein Unding.
Einen Hebel, die Lohnunterschiede einzuebnen, haben allerdings nur 
die Frauen in der Hand: die Berufswahl. Frauen entscheiden sich öfter
als Männer für unterdurchschnittlich dotierte Jobs. In sozialen 
Berufen verdient man generell schlechter als beispielsweise in der 
hoch bezahlten aber von Männern dominierten IT- Branche.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 21.02.2009 – 20:22

    Berliner Morgenpost: Neue Hoffnung für Afghanistan - Kommentar

    Berlin (ots) - Seit sieben Jahren sind Nato-Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Sie kamen, um nach dem Sturz der mittelalterlichen Taliban-Schreckensherrschaft den Frieden zu sichern. Die Hoffnungen haben getrogen. Aus dem Friedenseinsatz ist längst ein Kampf-, ja ein Kriegseinsatz geworden. Dass die Taliban wieder Oberwasser gewonnen haben, ist weniger ihrer eigenen Stärke, mehr den Versäumnissen des Westens ...

  • 20.02.2009 – 18:44

    Berliner Morgenpost: Ein Blindflug in stürmischen Zeiten - Kommentar zum Konjunkturpaket

    Berlin (ots) - So. Nun ist auch diese Kuh vom Eis. 50 Milliarden Euro sollen Bund, Ländern und Gemeinden, vor allem aber uns Bundesbürgern dabei helfen, einigermaßen unbeschadet durch diese fundamentale Wirtschaftskrise zu kommen. Ob das einigermaßen gelingt, weiß derzeit niemand, kein Politiker, kein Wirtschaftsexperte, auch kein Zeitungsjournalist, obwohl ...