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WTO: Katastrophale Zollsenkungen bei Industriegütern - Die Bundesregierung ist mitverantwortlich für De-Industrialisierung und Umweltzerstörung

Berlin (ots)

Attac / Greenpeace / Oxfam / Weltwirtschaft,
Ökologie & Entwicklung (WEED)
Gemeinsame Pressemitteilung
(Berlin, 28. Juli 2006) - Die Organisationen Attac, Greenpeace, 
Oxfam und Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED) kritisieren 
die Position der Bundesregierung und der EU-Kommission bei den 
Verhandlungen über Zollsenkungen bei Industrie-, Forst- und 
Waldprodukten der Welthandelsorganisationen (WTO).
Die auf einen Abbau von Zöllen und so genannte Handelsschranken 
ausgerichteten Verhandlungen haben, so die vier Organisationen, 
desaströse Auswirkungen für Umwelt und Entwicklung.
Bei den am Donnerstag beginnenden Verhandlungen auf Ministerebene 
soll eine weitere Verschärfung der Liberalisierungsregeln der WTO 
durchgesetzt werden. Eines der dabei strittigen Themen ist die 
Ausweitung des Marktzuganges für Industriegüter (Non Agricultural 
Market Access-Verhandlungen; kurz: NAMA). Bundeskanzlerin Merkel 
teilt die harte Position der EU-Kommission, dass die 
Entwicklungsländer ihre Zölle drastisch, und zwar prozentual 
wesentlich stärker als die Industrienationen, senken müssen.
"Die NAMA-Verhandlungen in ihrer jetzigen Form sind 
entwicklungsfeindlich und müssen gestoppt werden", fordert Alexis 
Passadakis, Handelsexperte bei WEED, "denn sie nehmen den 
Entwicklungsländern Zolleinnahmen und rauben ihnen Maßnahmen zum 
Schutz ihrer aufkeimenden Industrie".
"Wenn sich Merkel und EU-Handelskommissar Mandelson mit ihrem 
Vorschlag durchsetzen, müssen viele Industrien in den armen Ländern 
dicht machen und ihre Beschäftigten auf die Straße setzen", erklärt 
Marita Wiggerthale, WTO-Expertin bei Oxfam. "Merkel zeigt Flagge für 
die deutsche Exportindustrie und tritt das Recht der armen Länder auf
Entwicklung mit den Füßen", kritisiert sie weiter die Position der 
Bundesregierung.
Zu den Industriegütern zählen bei der WTO auch Produkte aus 
Wäldern und Meeren. Solange es keine nachhaltige Waldwirtschafts- und
Fischereipolitik gibt, schützen Zölle bis zu einem gewissen Grad vor 
einem weiteren Raubbau. "Der im Rahmen der NAMA-Verhandlungen 
geplante Abbau von Zöllen und das Aussetzen von Umweltschutzmaßnahmen
wird den Kahlschlag der Wälder und das Ausplündern der Meere 
verschärfen", kritisiert Jürgen Knirsch, Handelsexperte bei 
Greenpeace. "Wälder und Meere brauchen dringend Schutz, aber keine 
Handelsliberalisierung!"
Bei den Verhandlungen in Genf sollen die Grundzüge im Bereich 
Zollsenkungen für Industriegüter, aber auch für die Liberalisierung 
der Agrarmärkte ausgehandelt werden. Doch nicht alle Handelsminister 
dürfen bei den informellen Treffen dabei sein. Nur die Minister der 
wichtigsten Handelsnationen sind bei den Gesprächen hinter 
verschlossenen Türen zugelassen.
"Die Verhandlungen sind von Grund auf undemokratisch. Die armen 
Länder sind zum Zuschauen verurteilt. Das ist institutionalisierte 
Ungerechtigkeit. Niemand darf sich wundern, wenn am Ende die Armen 
die Zeche zahlen müssen", kommentiert Roland Süß von Attac und 
ergänzt: "Die BRD hatte 2005 den weltweit höchsten Exportüberschuss. 
Das ist nur durch das Ausschalten anderer Produzenten möglich, z.B. 
mittels Zollsenkungen. Deutschland exportiert damit Armut."
Mehr Informationen:
   · WEED-Fact-Sheet zu NAMA: www.weed-online.org/themen/175997.html
   · NAMA-Verhandlungen gefährden Entwicklung. Sechs Gründe für einen 
     grundlegend anderen Ansatz. Gemeinsames Positionspapier der NROs. 
  www.oxfam.de
Hinweis für Redaktionen: Die Problematik der Zollverhandlungen für 
Industriegüter ist Gegenstand der internationalen Konferenz: 
"Zollsenkung bei Industriegütern - ist die WTO ein Desaster für 
Entwicklung und Umwelt?" am 13. Juli in der Neuen Mälzerei/Umweltforum 
in der Friedenstraße 91 in Berlin. Nähere Informationen unter: 
www.weed-online.org/themen/149328.html.
Für Rückfragen:
* Marita Wiggerthale (Oxfam), 030-42856021, 0162-1386321
* Jürgen Knirsch (Greenpeace), 040-30618393, 0171-8780816
* Alexis Passadakis (WEED), 030-275 96 887; 0170-2684445
* Roland Süß (Attac), 0175-2725893

Original-Content von: OXFAM Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell

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