Alle Storys
Folgen
Keine Story von rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg mehr verpassen.

rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg

rbb24 Recherche/Berliner Morgenpost: Grüne werfen Behörden im Fall Amri Ermittlungsversäumnisse vor

Berlin (ots)

SPERRFRIST, FREITAG, 6.00 UHR

Gutachten hatte auf DNA-Spuren einer bisher unbekannten Person im Führerhaus des Todes-Lkw hingewiesen. Bundeskriminalamt und Generalbundesanwalt haben bislang keinen Abgleich mit der DNA eines als "Gefährder" eingestuften Weggefährten von Anis Amri durchgeführt

Im Fall des islamistischen Anschlags vom Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 sehen sich die Ermittlungsbehörden dem Vorwurf einer unzureichenden Auswertung von DNA-Spuren am Tatort ausgesetzt. Die Bundesregierung musste auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen einräumen, dass DNA-Spuren einer bisher unbekannten Person aus dem Führerhaus des bei dem Anschlag genutzten Todes-Lkw bislang nicht mit einem als anschlagsbereiten "Gefährder" eingestuften Vertrauten des Attentäters Anis Amri abgeglichen wurden. Die Grünen kritisierten den unterlassenen Abgleich gegenüber rbb24 Recherche und der "Berliner Morgenpost" als "inakzeptable Passivität".

Bei Amris islamistischem Weggefährten handelt es sich um den 22 Jahre alten Berliner Walid S. Bereits 2015 soll er versucht haben, in den Irak zu reisen, um sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" anzuschließen. Im April 2018 stand er im Verdacht, einen Anschlag auf den Berliner Halbmarathon geplant zu haben. Am Tag des Breitscheidplatz-Anschlags hatten Amri und Walid S. sich in Berlin-Wedding zu einem gemeinsamen Restaurant-Besuch getroffen. Nur wenige Stunden nach dem Anschlag griffen Polizisten Walid S. in unmittelbarer Nähe des Tatortes am Breitscheidplatz auf.

Das Bundeskriminalamt und die Ermittler der Bundesanwaltschaft hatten Amri bisher stets als Einzeltäter dargestellt. Forensiker des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein hatten in einem Gutachten für den Untersuchungsausschuss des Bundestages jedoch auf DNA-Spuren im Führerhaus des Todes-Lkw hingewiesen, die bisher keiner Person zugeordnet werden konnten. Der Lkw sei zwar womöglich von Anis Amri gesteuert worden. Aufgrund der Spurenlage könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass eine andere Person den Lkw steuerte, befanden die Gutachter.

Die Grünen kritisieren angesichts dieser Einschätzung, dass von Walid S. bislang keine DNA-Probe genommen wurde, um sie mit den nicht zuzuordnenden DNA-Spuren vom Lkw abzugleichen. Angesichts der Erkenntnisse zu dem Islamisten sei dies "völlig unverständlich", sagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Irene Mihalic. "Diese Passivität ist inakzeptabel und behindert die ernsthafte Aufklärung des Anschlags und seiner Ursachen", sagte Mihalic. Der Fraktionsvize der Grünen, Konstantin von Notz, warf der Bundesregierung vor, sich für die Frage möglicher Mittäter nicht zu interessieren. "Das ist nicht nur bedauerlich, sondern gefährlich. Denn wer nichts klärt, der lernt auch nichts", sagte von Notz.

Die Bundesregierung erklärt in der Antwort auf die Grünen-Anfrage, dass für die zwangsweise Erhebung einer Speichelprobe bei Walid S. nach dem Anschlag die rechtlichen Voraussetzungen gefehlt hätten und weiterhin fehlten. Daher liege auch kein Versäumnis vor. Die Grünen verweisen indes darauf, dass die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Walid S. wegen mehrerer im vergangenen Jahr begangener Straftaten ermittelt hatte. Vor wenigen Wochen wurde Walid S. wegen dieser Taten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Laut §81g der Strafprozessordnung wäre angesichts der Schwere der Straftaten daher auf richterliche Anordnung die Entnahme einer DNA-Probe möglich gewesen.

Pressekontakt:

Rundfunk Berlin-Brandenburg
rbb24 Recherche
Masurenallee 8 - 14
14057 Berlin
Tel.: (030) 97 99 3-30333
Fax: (030) 97 99 3-30309
Mail: koordination@rbb-online.de
Internet: www.rbb-online.de
Ihr Rundfunkbeitrag für gutes Programm.

Original-Content von: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg
Weitere Storys: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg
  • 20.05.2021 – 18:00

    BrandenburgTrend: Hohe Impfbereitschaft in Brandenburg

    Potsdam (ots) - SPERRFRIST 18 Uhr! Die Corona-Impfbereitschaft in Brandenburg ist hoch. Sieben von zehn Brandenburgern wollen sich auf jeden Fall gegen Corona impfen lassen oder sind bereits mindestens einmal geimpft. Das geht aus dem BrandenburgTrend von infratest dimap im Auftrag von Brandenburg aktuell und Antenne Brandenburg vom rbb hervor. Zwölf Prozent der Befragten gaben an, dass sie wahrscheinlich zur Impfung ...

  • 20.05.2021 – 10:29

    Harms zu Nord Stream-Entscheidung der USA: "Bitterer Beigeschmack"

    Berlin (ots) - Der Geschäftsführer des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Michael Harms, hat es begrüßt, dass die USA vorerst keine Sanktionen gegen die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 verhängen wollen. Im Inforadio vom rbb sagte Harms am Donnerstag: "Das begrüßen wir. Allerdings hält sich meine Freude und mein Optimismus in Grenzen. Weil natürlich hat sich leider an der prinzipiellen Haltung weder des ...

  • 20.05.2021 – 08:22

    Kühnert zu Giffey-Rücktritt: Alle Karten liegen auf dem Tisch

    Berlin (ots) - Der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Kevin Kühnert, hat den Rücktritt von Franziska Giffey (SPD) als Bundesfamilienministerin konsequent genannt. Im Inforadio vom rbb sagte Kühnert am Donnerstag: "Ich interpretiere das so: Sie wirbt jetzt um neues Vertrauen für ihre Person. Und die Berlinerinnen und Berliner entscheiden am 26. September darüber, ob sie ihr das gewähren wollen oder nicht. ...