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Lausitzer Rundschau: Steine statt Brot Weitere Ungewissheit über Tagebau Jänschwalde-Nord

Cottbus (ots)

Der Braunkohlebergbau hat die Lausitz nicht nur wirtschaftlich seit Jahrzehnten geprägt. Tagebau bedeutete stets auch Umsiedlung, schmerzhaften Verlust von Heimat und vertrauter Umgebung. Dagegen haben sich die Betroffenen völlig verständlich immer zur Wehr gesetzt und hartnäckig hinterfragt, ob ihr Umzug unvermeidlich ist. Niemand willigt freiwillig ein, dass ihm das vertraute Zuhause genommen wird, egal wie großzügig vielleicht ein finanzieller Ausgleich ist. Bisher war die Begründung für diese Zumutung relativ klar zu führen: Strombedarf - vorhandenes Kraftwerk - nötiger Brennstoff. Auch der in Planung befindliche Tagebau Welzow II hat mit dem noch recht neuen Kraftwerk Schwarze Pumpe einen vorhandenen Kohleabnehmer. Ganz anders sieht es in der Gemeinde Schenkendöbern aus, wo mehrere Dörfer von einem neuen Tagebau Jänschwalde-Nord bedroht sind. Doch den wird es nur geben, wenn es nach 2020 auch ein neues Kraftwerk Jänschwalde gibt. Das jedoch ist sehr ungewiss. Die Zukunft des Energiestandortes Jänschwalde fällt gerade in die Umbruchsituation der Energiewende. Wie schnell die gelingt, kann heute niemand voraussagen. Schon jetzt zeigen sich auch deutliche Probleme und Verzögerungen beim Umstieg auf komplett grünen Strom. Und so ganz gewiss ist auch nicht, wie lange der schwedische Staatskonzern Vattenfall noch Interesse am Lausitzer Kohlegeschäft hat. Vielleicht steht in wenigen Jahren ein anderer Eigentümer vor der Frage, in Jänschwalde nochmal ein Kraftwerk zu bauen oder nicht. Die Brandenburger Landesregierung scheint entschlossen, mit ihrer Landesplanung dafür noch über Jahre die Tür offen zu halten. Für Teile der in Brandenburg mitregierenden Linken, die keine neuen Tagebaue wollen, ein schwerer Brocken. Vor allem als Kompromiss für sie ist offenbar eine Klausel in der neuen Energiestrategie gedacht, wonach alle zwei Jahre geprüft werden soll, wie der Umbau der Energiewirtschaft vorankommt, und ob ein neues Kraftwerk noch nötig ist. Falls diese Klausel auch den von diesem Tagebaufeld Betroffenen mehr Sicherheit geben soll, geht sie ins Leere. Schlimmer noch. Sie ist eine Zumutung. Statt mehr Klarheit bekommen sie ein Wechselbad von Hoffnung und Enttäuschung. Steine statt Brot. Politik hat Verantwortung für alle Bürger. Für Umsiedlungsbedrohte ebenso wie für Bergleute und Kraftwerke, die um ihre Jobs fürchten. Es kann deshalb gute Argumente geben, die Option für einen Kraftwerks-Neubau in Jänschwalde zu rechtfertigen. Die Revisionsklausel gehört nicht dazu.

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