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Lausitzer Rundschau: Kampagne soll Koma-Saufen bremsen Nein sagen ist schwer

Cottbus (ots)

Es ist ein paar Wochen her, als ich nachts am
Lübbener Bahnhof auf einen Anschlusszug warten musste. Nicht alleine 
- mit mir auf dem Bahnsteig standen zwei oder drei ältere Mitreisende
und eine Gruppe von jungen Mädchen. Vielleicht zwölf oder 13 Jahre 
alt, ließen sie eine Flasche Schnaps kreisen, verdünnten den Fusel ab
und an mit Orangensaft und taumelten laut kichernd an den Gleisen 
entlang. Ein Mädchen fiel in eine Pfütze und ihre Freundinnen hatten 
Mühe, sie aus dem Dreck zu ziehen - längst waren sie alle viel zu 
betrunken, um sicher auf den Beinen stehen zu können. Und was taten 
wir Erwachsenen? Wir schauten uns betreten an, schimpften leise über 
verantwortungslose Eltern und hofften, dass endlich jemand vom 
Bahnpersonal käme und dem Spuk ein Ende bereiten würde. Doch da war 
niemand, der uns aus der Verantwortung entließ. Und keiner von uns 
hatte den Mut, auf die Mädchen zuzugehen und ihnen zu sagen, dass 
jetzt Schluss sein müsse mit der Sauferei. Ein einfaches Nein hätte 
genügt. Wir aber warteten nur auf unseren Zug und waren froh, als wir
Lübben und die betrunkenen Mädchen hinter uns lassen konnten.
Natürlich haben wir alle uns hinterher geschämt. Aber geändert haben 
wir gar nichts.
Genauso wenig wie alle, die in diesen Tagen auf dem Weihnachtsmarkt 
stehen und mit ansehen, wie schon junge Schulkinder Glühwein mit 
Schuss in Massen trinken.
Es ist leicht, eine Kampagne von Polizei und Politik gut zu finden. 
Schwer aber ist es, selbst im Alltag Nein zu sagen. An der 
Supermarktkasse rumzunerven oder an der Tankstelle, wenn Teenies 
Flachmänner einkaufen. Nein zu sagen, wenn die eigenen Kinder so 
herzig bitten, ob sie nicht endlich auch mal auf eine richtige Party 
dürfen, so wie die anderen Zwölfjährigen auch. Nein sagen und 
aushalten, wenn man als altmodische Spaßbremse verlacht wird - 
zusammen mit den Ekelfotos der Polizeikampagne sicher ein guter Weg.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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