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taz: Gretchen Dutschke ist gegen einen Boykott des Springer-Verlags
Ottfried Fischer: Springer fehlt Achtung der Menschenwürde
Gauweiler: taz soll Springer danken

Berlin (ots)

Gretchen Dutschke, die Witwe des Studentenführers Rudi Dutschke, hat sich gegen einen Boykott des Springer-Verlages im Jubiläumsjahr der "Bild"-Zeitung ausgesprochen. In einem Beitrag für die taz-Wochenendausgabe begründet Dutschke das mit der Meinungsfreiheit. Sie kritisierte die Zeitung dennoch heftig.

"Als die 'Bild'-Zeitung die Schlagzeile 'Rudi Dutschke - Staatsfeind Nr. 1' herausposaunte, wollte sie ihn außer Gefecht setzen", schreibt die 70 Jahre alte Theologin. "Nach einer solchen Hetzkampagne hätte sie nicht nur boykottiert, sondern bestraft werden müssen, denn Aufforderung zum Mord ist auch ohne das Wort Mord eine Straftat".

Heute sind die Springer-Zeitungen nach ihrer Ansicht jedoch vorsichtiger, sie richteten sich nun "gegen Hartz-IV-Empfänger, Muslime, gegen 'Sozialisten' und Migranten". Ein Aufruf zum Mord sei das jedoch nicht. "Deswegen gilt Meinungsfreiheit - ein demokratisches Grundrecht."

Der Schauspieler Ottfried Fischer dagegen spricht sich für einen Boykott des Springer-Verlags aus. "Da fehlt es vehement an Achtung der Menschenwürde", schreibt er in der taz-Wochenendausgabe. Die Berichterstattung des Blattes sei möglich "durch einen 'Bild'-spezifischen Pressefreiheitspopanz, der der Zeitung dazu verhilft, in gottähnlicher Attitüde Leute brutal und ohne Barmherzigkeit, unter Geringachtung von Leib und Leben, bis hin zur Zerstörung der Existenz zu jagen".

Verlagsgründer Axel Springer wäre am 2. Mai 100 Jahre alt geworden, die "Bild" feiert dieses Jahr ihren 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass soll sie an Millionen von Haushalten gratis verteilt werden. Die Kampagnen-Plattform campact hat deshalb die Aktion "Keine Bild in meinen Briefkasten gestartet".

Der CSU-Politiker Peter Gauweiler sieht in der Frage nach dem Boykott des Springer-Verlags "eine ziemliche Unverschämtheit aus dem Mund von Alt-68ern". Springer habe zu den Menschen gehört, ohne die der Westen bis zur sowjetischen Perestroijka nicht durchgehalten hätte, schreibt er in der taz: "Die taz, die bei einem Sieg der DDR keine Chance gehabt hätte, sollte sich bei Springer bedanken."

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