UNICEF zieht Jahresbilanz: Kindheit im Schatten von Krisen
UNICEF zieht Jahresbilanz: Kindheit im Schatten von Krisen
Das Jahr 2025 war für Millionen Kinder weltweit geprägt von Kriegen, Hunger und Krankheiten / Fortschritte sind auch unter schwierigsten Bedingungen möglich
Köln, den 30. Dezember 2025
Das Jahr 2025 war für Millionen Mädchen und Jungen weltweit geprägt von schweren Kinderrechtsverletzungen. Sie litten unter Hunger, Gewalt, Kriegen, Krankheiten und einer zusammengebrochenen Grundversorgung. Die globale Unterfinanzierung humanitärer Hilfe verschärfte die Situation. Gleichzeitig zeigen wirksame Hilfsprogramme: Mit entschlossenem, gemeinsamem Handeln können auch unter schwierigsten Bedingungen Leben gerettet und Zukunftsperspektiven geschaffen werden.
Nie zuvor wuchsen so viele Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten auf wie heute – fast jedes fünfte Kind und damit fast doppelt so viele wie Mitte der 1990er Jahre. Die Vereinten Nationen haben zudem einen Höchststand schwerer Kinderrechtsverletzungen und Angriffe auf humanitäre Helferinnen und Helfer festgestellt: 41.370 schwere Kinderrechtsverletzungen in nur einem Jahr haben sie für 2024 verifiziert. Das ist ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dahinter stehen Zehntausende Kinder, die getötet, verstümmelt, von bewaffneten Gruppen rekrutiert oder eingesetzt, entführt oder Opfer sexualisierter Gewalt wurden, denen Bildung, Schutz, medizinische Versorgung oder humanitäre Hilfe fehlen.
Höchststand bei Kinderrechtsverletzungen in Kriegsgebieten
Auch wenn die Zahlen für 2025 noch nicht vorliegen, geht UNICEF davon aus, dass sich angesichts der aktuellen Kriege und Krisen keine Verbesserung abzeichnet. In Krisengebieten, darunter im Gazastreifen, im Sudan oder in der Ukraine, sind Kinder in täglicher Lebensgefahr durch explosive Waffen, Hunger und fehlende Grundversorgung. Laut einem heute von UNICEF veröffentlichten Bericht wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres über 35.000 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder in der Demokratischen Republik Kongo registriert.
Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, hat im November 2025 Kinder und Familien in der Ukraine besucht und erfahren, wie sehr sie unter der ständigen Bedrohung leiden. „Die Kinder in den Kriegsgebieten sind weit entfernt von einer Kindheit, die diesen Namen verdient”, erklärt Schneider. „Tag und Nacht sind von Angst geprägt. Viele haben Depressionen, Schlafstörungen und Entwicklungsverzögerungen. In der Ukraine werden Schulen und Spielplätze bombardiert, in Gaza leiden Kinder weiter unter Hunger, im Sudan werden sie Opfer sexualisierter Gewalt. Kinder zahlen den höchsten Preis für Konflikte, die sie nicht verursacht haben.“
2025 - erstmals Hungersnöte in zwei Ländern gleichzeitig
Bei der Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung gibt es kaum Fortschritte und zudem einen starken Anstieg auf dem afrikanischen Kontinent. Laut dem aktuellen UN-Bericht The State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI) sind weltweit rund 43 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt und 150 Millionen chronisch mangelernährt.
2025 wurde erstmals innerhalb eines Jahres in zwei Ländern eine Hungersnot bestätigt. In beiden Fällen war sie menschengemacht, ausgelöst durch Krieg und Konflikte: in Regionen des Sudan und des Gazastreifens. Im Sudan wurde in den Jahren 2024 und 2025 in mehreren Gebieten in Darfur eine Hungersnot festgestellt, zuletzt im November 2025 in Al-Fashir. Insgesamt sind im Sudan über 21 Millionen Menschen von hoher akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
Im Gazastreifen wurde im Sommer 2025 in Teilen von Gaza-Stadt ebenfalls eine Hungersnot festgestellt, nachdem Krieg und Blockaden von Hilfslieferungen zu einer katastrophalen Situation geführt haben. Mittlerweile besteht zwar laut neuesten Daten keine Hungersnot mehr, aber die Situation bleibt so fragil, dass weiterhin 100.000 Kinder im Gazastreifen von hoher akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind.
Über 400 Millionen Kinder in extremer Armut
Statt der Beseitigung von extremer Armut näher zu kommen, bedrohen die weltweiten Konflikte, die Folgen des Klimawandels, die Kürzungen internationaler Hilfen und steigende Staatsverschuldungen jahrzehntelange Errungenschaften. Der neue UNICEF-Bericht State of the World’s Children 2025 (SOWC) zeigt: Mehr als jedes fünfte Kind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (417 Millionen) leidet unter mehreren schwerwiegenden Entbehrungen, etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wohnen, Ernährung, Sanitärversorgung und Wasser.
„Hunger und Kinderarmut sind kein Schicksal wie eine Naturkatastrophe, die uns plötzlich und unvorbereitet trifft“, sagt Christian Schneider. „Sie zeigen ein eklatantes Versagen unserer globalen Politik und unserer Gesellschaft gegenüber unseren Kindern. In unserer Welt des Überflusses sollten Kinder nicht hungern müssen oder durch Armut ihrer Gesundheit, Würde und Zukunftschancen beraubt werden. Beides kann beendet werden, wenn das Wohlergehen und die Rechte der Kinder gewahrt und geschützt werden.“
Schwere Krankheitsausbrüche und fehlender Impfschutz
2025 kam es zu schweren Krankheitsausbrüchen, die Kinder besonders gefährdeten. In der Demokratischen Republik Kongo etwa wurde der schlimmste Cholera-Ausbruch seit 25 Jahren registriert. Zudem hatte das Land mit einem neuen Ebola-Ausbruch zu kämpfen. Auch im Sudan griff Cholera um sich. UNICEF schätzt, dass mehr als 80.000 Kinder in West- und Zentralafrika einem hohen Risiko ausgesetzt sind, an Cholera zu erkranken, da saisonale Regenfälle, Überflutungen und prekäre Lebensbedingungen die Ausbreitung begünstigen.
Gleichzeitig stagniert laut UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Kinder weltweit ohne Impfschutz. Laut aktuellen Daten haben im Jahr 2024 fast 20 Millionen Kleinkinder mindestens eine der erforderlichen drei Impfdosen gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus verpasst. Mehr als 14 Millionen Kinder blieben gegen diese gefährlichen Krankheiten völlig ungeimpft.
Fortschritte 2025: Hilfe in schwierigen Kontexten, die ankommt
Auch unter schwierigsten Bedingungen durch Angriffe, zerstörte Infrastruktur und Hürden beim humanitären Zugang konnte UNICEF 2025 gemeinsam mit Partnern Leben retten und Perspektiven schaffen, zum Beispiel durch folgende Maßnahmen:
- 21,1 Millionen Menschen bekamen ausreichend Zugang zu sauberem Wasserzum Trinken undfür Haushaltsbedürfnisse.
- 6,9 Millionen KindererhieltenZugang zuformellerund informellerBildung, einschließlich frühkindlicher Förderung.
- 4,6 Millionen Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonenbekamenin ihren Gemeinden psychosozialeundpsychologische Unterstützung.
- Fast3 Millionen Impfdosenund damit fast jede zweite Dosis für Kinder weltweitwurden2024durch UNICEFverteilt.Diese Arbeit wurde 2025 fortgesetzt,insbesonderewurdenKinder in Konfliktzonen erreicht.Sokonnten UNICEF und Partner mehr als 94 Prozent aller Kinder im Gazastreifen(über 640.000 Kinder)gegen Kinderlähmung impfen.
- Nach verheerenden Erdbebenetwain Myanmar und Thailand sowie nach Wirbelstürmen in Mosambik und der Karibik leistete UNICEF schnelle Nothilfe.
Gemeinsame Verantwortung für Kinder im neuen Jahr
Christian Schneider: “2026 wird ein Jahr mit enormen Herausforderungen für Kinder. UNICEF wird auch weiter alles daransetzen, sie zu schützen, Leben zu retten und Perspektiven zu schaffen und ruft nationale Regierungen, öffentliche Geldgeber und Partner aus der Privatwirtschaft dringend zu mehr statt weniger Unterstützung auf. Denn jedes Kind hat das Recht auf eine sichere, gesunde und hoffnungsvolle Kindheit und Zukunft – überall auf der Welt.”
Weitere Informationen: www.unicef.de
Gute Nachrichten aus dem Jahr 2025 finden Sie hier.
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Pressekontakt: UNICEF Deutschland, Katja Sodomann, Sprecherin, 0221/93650-551 oder 0221/93650-315, presse@unicef.de
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