ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Medien-Info: ver.di kritisiert Bundesnetzagentur scharf: Ausbildung darf kein Negativfaktor für Stromnetzbetreiber werden – Gewerkschaft kündigt Widerstand an
Ver.di kritisiert Bundesnetzagentur scharf: Ausbildung darf kein Negativfaktor für Stromnetzbetreiber werden – Gewerkschaft kündigt Widerstand an
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die heute verkündete Entscheidung der Bundesnetzagentur zur künftigen Stromnetz-Regulierung („NEST“) scharf: Die Behörde hatte trotz zahlreicher Proteste und Einsprüche der Gewerkschaft in den vergangenen Monaten die Kosten für Aus- und Weiterbildung in den sogenannten Effizienzvergleich aufgenommen – mit der Folge, dass ausgerechnet diejenigen Netzbetreiber schlechter dastehen, die in Ausbildung investieren. Ihnen drohen ab 2029 Erlösverluste im Vergleich zu Unternehmen, die nicht ausbilden.
Christoph Schmitz-Dethlefsen, zuständig für Energiewirtschaft im ver.di-Bundesvorstand: „Diese Entscheidung der Bundesnetzagentur ist ein schwerer Fehler. Es darf nicht sein, dass Netzbetreiber künftig dafür bestraft werden, wenn sie ihre Leute ausbilden und qualifizieren. Damit werden absurde Anreize gesetzt: Aus- und Weiterbildung ist gerade kein negativ zu bewertender Kostentreiber, sondern die Voraussetzung dafür, mit kompetenten und engagierten Beschäftigten die Energie- und Wärmewende erfolgreich zu gestalten. Wenn hier künftig gespart wird, vergrößert das den Fachkräftemangel in einer entscheidenden Zukunftsbranche – und gefährdet sowohl die Versorgungssicherheit als auch den Klimaschutz.“
ver.di hatte sich frühzeitig in den NEST-Prozess der Bundesnetzagentur eingebracht. In zahlreichen Gesprächen, Briefen und Stellungnahmen hatte die Gewerkschaft, unterstützt von Betriebs- und Personalräten sowie Beschäftigten aus den Netzbetreiber-Unternehmen, dafür geworben, Aus- und Weiterbildung, Mitbestimmung und Tarifbindung in der Netzanreizregulierung nicht als Effizienznachteil zu werten, sondern als „dauerhaft nicht beeinflussbare Kosten“ zu erhalten. Mehr als 80 Betriebs- und Personalratsvorsitzende aus der deutschen Energiebranche unterzeichneten einen Brief mit diesem Inhalt an den Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. An einer Online-Petition beteiligten sich mehr als 18.000 Beschäftigte, zu einer Großdemonstration am 8. Mai 2025 vor der Bundesnetzagentur kamen mehr als 10.000 Beschäftigte aus kommunalen und privaten Netz-Betrieben.
„Wenn Beschäftigte, Unternehmen und Politik gemeinsam Alarm schlagen, sollten bei der Bundesnetzagentur alle Warnlichter angehen. Dass dies nicht geschieht, zeigt ein Grundproblem der aktuellen Regulierung: Ausgerechnet diejenigen, die die Energie- und Wärmewende rund um die Uhr stemmen sollen, haben faktisch kein Mitspracherecht“, erklärte Schmitz-Dethlefsen. Er kündigte an, dass ver.di bei diesem Thema nicht nachgeben werde: „Die Qualität und Leistungsfähigkeit eines Netzbetreibers steht und fällt mit der Ausbildung und der ständigen Qualifizierung seiner Belegschaft. Wenn die Bundesnetzagentur hier dermaßen falsche Anreize setzt, werden wir uns wehren – in den Betrieben, in der Politik und notfalls auch vor Gericht.“
V.i.S.d.P.
Jan Thomsen ver.di-Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10 10179 Berlin Tel.: 030/6956-1011, -1012 E-Mail: pressestelle@verdi.de www.verdi.de/presse