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Rheinische Post: Immer mehr Soldaten kommen mit psychischen Problemen aus den Auslandseinsätzen zurück

Düsseldorf (ots)

Immer mehr deutsche Soldaten kommen mit
psychischen Problemen aus den Auslandseinsätzen zurück. In den 
letzten drei Jahren hat sich nach Informationen der Rheinischen Post 
(Dienstag-Ausgabe) die Zahl der traumatisierten Einsatzkräfte mehr 
als verdoppelt. 58 hätten sich im Jahr 2003 in Behandlung begeben 
müssen, im vergangenen Jahr seien es schon 146 gewesen. An 
"posttraumatischen Belastungsstörungen" (PTBS) seien seit 1996 
insgesamt 640 deutsche Soldaten erkrankt. In der Bundeswehr werde 
zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
"Die Kameraden verwechseln da etwas," erläuterte 
Bundeswehr-Verbandschef Oberst Bernhard Gertz im Gespräch mit der 
Zeitung. "Wenn sie merken, dass sie Probleme haben, wollen sie nicht 
als Weicheier dastehen." Auch die Truppe selbst glaube nicht, dass 
der offizielle PTBS-Anteil von unter einem Prozent die Wirklichkeit 
wiedergebe. Insbesondere nach dem Dienstende von Freiwillig 
Längerdienenden und Reservisten lasse sich laut Gertz schwer 
erkennen, ob diese von Problemen geplagt würden.
Zu den Symptomen von PTBS gehören quälende Erinnerungen, 
Albträume, Nervosität, Reizbarkeit, emotionale Rückzüge und 
Depressionen bis hin zum Selbstmord, die oft erst nach längerer Zeit 
aufträten, manchmal auch erst nach dem zweiten, dritten oder vierten 
Auslandseinsatz. Der SPD-Wehrexperte Jörn Thießen sagte der Zeitung: 
"Früher nannte man das ,Schützengrabenneurose' oder ,Kriegszittern'  
PTBS klingt harmloser, aber die Folgen sind für die Betroffenen immer
noch so schrecklich wie damals."
Thießen forderte die Bundeswehr auf, ein "Zentrum für 
Traumaforschung" zu gründen, damit das vorhandene Fachwissen besser 
genutzt werden könne. Auch Oberst Gertz bezeichnete dies als Schritt 
in die richtige Richtung: "Möglicherweise liegt bislang die 
Behandlung des Problems in zu vielen Händen - es würde schon Sinn 
machen, das etwas zusammenzufassen."

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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