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Weser-Kurier: Zu den Ermittlungen gegen Christian Wulff schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 10. April 2013:

Bremen (ots)

Das Blatt hat sich gewendet. Christian Wulff muss sich seiner Sache schon sicher sein, wenn er einen Vergleich ablehnt und eine Anklage riskiert. Er will keine halben Sachen und keinen faulen Kompromiss. Seine Weste soll wieder rein sein, nicht nur sauber. Verständlicherweise. Und es sieht so aus, als ob er gute Chancen hätte, am Ende zu triumphieren - sofern das nach diesem dramatischen Karriereknick überhaupt möglich ist. Ob sich Wulff in seiner Amtszeit als Minister- und Bundespräsident klug und umsichtig verhalten hat, ist eine Sache. Doch bei den Ermittlern - den offiziellen und den selbst ernannten - war von Klugheit und Umsicht ganz offensichtlich auch nicht viel zu spüren. Im Übereifer und im politisch verminten Gelände blieb allerhand auf der Strecke, vor allem die kühle Distanz. Gerüchte und Mutmaßungen sind keine Fakten. Indizien sind keine Beweise. Und eben daran mangelt es ganz offensichtlich. Stattdessen wurden Ermittlungen über Ermittlungen eingestellt - wegen des Kredits für den Hauskauf, der Sylt-Reise und der Leasingraten, wegen des Bobby-Cars für den Nachwuchs und Kleidern für die ehemalige Ehefrau. Die Staatsanwaltschaft konzentriert sich auf einen Fall. Dabei geht um 754 Euro. Lachhaft im Vergleich zu dem, was Wulff einmal vorgeworfen und zugetraut wurde. Man muss Christian Wulff wohl nicht bedauern - politische Ämter sind stets riskant. Noch riskanter sind sie, wenn man auf dem schmalen Grat wandert, den das Amt bietet: Wenn man sich unbedacht und ausgiebig der Vorteile bedient, die ein Amt und Prominenz gewähren. Wulff hat das getan, wie wohl viele andere das tun. Das ist nicht strafbar, macht aber angreifbar. Ohne Not. Ob der Prozess eröffnet wird oder nicht: Hochnotpeinlich ist das gesamte Verfahren schon jetzt, für alle Beteiligten. Doch wenn Wulff am Ende nicht mehr vorzuwerfen bleibt als ein Mangel an Fein- und Ehrgefühl, müssen selbst die größten Gegner eingestehen: In dieser unbarmherzigen Wucht hatte Wulff die Kampagne gegen sich nicht verdient.

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