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Weser-Kurier: Der Bremer WESER-KURIER schreibt zum Thema Zwangsabgabe für Reiche:

Bremen (ots)

Mittlerweile pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Der erste Blick täuscht, Bremen ist nicht das Griechenland an der Weser. Wegen der starken Wirtschaftskraft, der innovativen Firmen, der ertragreichen Häfen und der Spitzen-Universitäten. Aber säße das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nicht definitiv und verbürgt in Berlin, müsste man meinen, es säße in Bremen: Hier wohnen die Schulden und das Geld Tür an Tür. Unglaubliche hohe Schulden, erstaunlich viel Geld. Nur: Die Schulden gehören gewissermaßen uns allen, das Geld gehört allein den Reichen. Eine Zwangsabgabe könnte das Missverhältnis begradigen - da ist sich das Institut mit Adam Riese und allen einig, deren Herzen links schlagen. Es kann nie schaden, an den Gemeinsinn zu appellieren. Staatstragend zu werden und an J. F. Kennedy zu erinnern: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann - frage, was du für dein Land tun kannst. Oder an Otto von Bismarck, den Vater des Solidaritätsprinzips: Jeder hilft, wo und wie er kann. Folgerichtig mag der DIW-Vorschlag demnach sein, rührend goldherzig ist er sicher, nur durchdacht ist er nicht. Weil es mit dem Steuersystem schon ein hochkomplexes Instrument gibt, das eigentlich schon einer gerechten Verteilung der finanziellen Lasten dienen soll. Auch, weil finanzielle Solidarität schon längst praktiziert wird - durch Mäzenatentum, Stiftungen, Spenden aller Art. Der Bürger gilt als größter Finanzier der Kultur in Europa, mit vielen kleinen, aber auch manchen großen Summen. Die Kunsthalle, die Jacobs University, der Bürgerpark - ohne Spenden längst geschlossen oder nur auf Pump am Leben erhalten. Vor allem aber mangelt es dem Vorschlag des Instituts an Realismus: Verantwortungsbewusstsein lässt sich nicht erzwingen. Wer rücksichtslos und ungeniert nur im Sinn hat, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen, hat noch immer einen Weg gefunden. Schwarze Konten in der Schweiz, Strohfirmen in Monaco, kleine Tricks und große Betrügereien: Fehlt es schon an der Einsicht, gefälligst Kindergärten, Lehrer, Studienplätze, Krankenhäuser und Altenheime mitzufinanzieren, braucht man auf Verständnis fürs Euroretten nicht zu hoffen.

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