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Börsen-Zeitung: Spektakuläre Marke, Kommentar von Jürgen Schaaf zu den Auswirkungen des konjunkturellen Aufschwungs auf den Arbeitsmarkt in Deutschland

Frankfurt (ots)

Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland ist
längst am Arbeitsmarkt angekommen. Die vor nicht allzu langer Zeit 
noch als "kranker Mann" Europas bemitleidete deutsche Volkswirtschaft
hat sich nicht nur berappelt, sie strotzt vor Dynamik.Die Unternehmen
erzielen hohe Gewinne, und die Auftragsbücher sind voll. Da nun auch 
die Zahl der Arbeitslosen unter die psychologisch spektakuläre Marke 
von 4 Millionen gesunken ist, haben die Gewerkschaften zwar nicht 
unbedingt bessere Argumente vorzuweisen, um einen "kräftigen Schluck 
aus der Pulle" durchzusetzen, aber ihre Verhandlungsmacht steigt.
In der Metall- und Elektroindustrie stehen die Zeichen auf Streik,
sollten sich die Tarifparteien heute nicht noch auf einen Abschluss 
für die 3,4 Millionen Beschäftigten ihrer Branche einigen. Die IG 
Metall wird die Gunst der Stunde nutzen, um ein Ergebnis möglichst 
nahe an der Forderung nach einer Lohnerhöhung von 6,5% zu erzielen.
Wie erfolgreich sie letztlich dabei sein wird, ist zwar noch nicht
klar. Aber dass der Abschluss über der 4-Prozent-Marke liegen wird, 
zeichnet sich deutlich ab. Für die Finanzmärkte sind die 
Tarifverhandlungen in der deutschen Schlüsselbranche von zentraler 
Bedeutung, da sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) genauestens 
beobachtet werden und ihr - je nach Ausgang der Verhandlungen - 
gewichtige Argumente für weitere Zinserhöhungen liefern.
Allein der kräftige Aufschwung im Euroraum hat schon 
gerechtfertigt, dass die Notenbank den Leitzins seit Dezember 2005 um
insgesamt 175 Basispunkte auf inzwischen 3,75% angehoben hat und 
mindestens noch einmal auf dann 4,0% nachlegen wird. Sollten die 
Gewerkschaften aber über Gebühr erfolgreich sein, werden sich die 
Notenbanker gezwungen sehen, angesichts einer drohenden 
Lohn-Preis-Spirale mit darüber hinausgehenden Zinsschritten 
nachzulegen - um die Konjunktur zu dämpfen.
Natürlich wäre jedem einzelnen Arbeitnehmer in der Metallindustrie
eine satte Lohnerhöhung zu gönnen. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten 
könnten allerdings hoch sein. Anhaltende Bescheidenheit bei den 
Lohnforderungen - ergänzt um eine konjunkturell gerechtfertigte 
Sonderzahlung - würde die Wirtschaft Deutschlands über den Tag hinaus
strukturell weiter stärken und die EZB davon abhalten, ihrem Mandat 
entsprechend eingreifen zu müssen.
(Börsen-Zeitung, 3.5.2007)

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