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Börsen-Zeitung: Im Juni sehen wir weiter, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Zinsanhebung der EZB und den weiteren Zinserhöhungsaussichten

Frankfurt (ots)

Die Europäische Zentralbank (EZB) bewegt sich
ganz allmählich auf das Ende des laufenden Straffungszyklus zu. 
Nachdem sie auf der gestrigen Ratssitzung den für den Euroraum 
maßgeblichen Schlüsselzins um 25 Basispunkte auf jetzt 3,75% 
angehoben hatte, äußerte sich EZB-Präsident Jean-Claude Trichet so 
"hawkish", dass man getrost von einer weiteren Zinserhöhung ausgehen 
kann.
Der Wachstumsausblick der hauseigenen Volkswirte wurde ebenso nach
oben revidiert wie die erwartete Inflationsentwicklung für 2008. Die 
Wirtschaft brummt und wächst mit Zuwachsraten oberhalb des 
langfristigen Trends, so dass Inflationssorgen berechtigt sind, wenn 
die Geldpolitik die Konjunktur weiter stimuliert. Und dies tut sie 
nach den Worten des EZB-Chefs immer noch, selbst nach Zinserhöhungen 
um insgesamt 175 Basispunkte seit Ende 2005. Diese Sorge um stabile 
Preise ist berechtigt trotz der niedrigen Teuerungsrate am aktuellen 
Rand, die zweifelsfrei durch statistische Basiseffekte nur 
vorübergehend im Tiefflug daherkommt und Ende des Jahres wieder 
anziehen wird.
Zugleich wurde Trichet in seinen einleitenden Bemerkungen auf der 
nach der Ratssitzung abgehaltenen Pressekonferenz um Nuancen 
moderater im Vergleich zu den Statements der vergangenen Monate. Die 
Zinsen im Euroraum seien nunmehr "moderat" und nicht mehr "niedrig", 
wie es bislang in der verklausulierten Botschaft Trichets hieß; die 
Geldpolitik ist "auf der akkommodierenden Seite" und nicht mehr wie 
zuvor "akkommodierend".
Die verringerte Schärfe im Ton der Formulierungen signalisiert, 
dass das Ende der Zinserhöhungen nicht mehr weit ist. Eine Zinspause 
bei 4%, also nach noch einem weiteren Schritt, ist plausibel. Aber 
Vorsicht vor zu schnellen Schlüssen: Je nach Datenlage wird die 
Notenbank noch nachlegen. Insbesondere zu Zeiten geldpolitischer 
Wendepunkte wird sich eine Notenbank nicht vorzeitig auf Beschlüsse 
festlegen, ohne die Entwicklungen von Konjunktur und Preisen genau zu
studieren. Ein sinnvoller Zeitpunkt für den Sprung über die 4%-Marke 
wäre daher die Veröffentlichung des nächsten Wachstumsausblicks im 
Juni. Dann werden so viele Daten zusammengetragen sein, dass die 
Entscheidung für oder gegen eine Zinspause auf soliden Grund gestellt
werden kann. Im Juni sehen wir dann weiter.
(Börsen-Zeitung, 9.3.2007)

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