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Börsen-Zeitung: Etappensieg für Eon, Kommentar von Christoph Ruhkamp zum Einlenken der spanischen Regierung gegenüber Eon beim Versuch, Endesa zu übernehmen

Frankfurt (ots)

Im Kampf um die Übernahme der spanischen Endesa
kann Eon einen Etappensieg verbuchen. Die Regierung in Madrid beugt 
sich der EU. Um die erzürnten Wettbewerbshüter in Brüssel 
zufriedenzustellen, will das Industrieministerium auf einen Teil der 
überzogenen Auflagen verzichten, die eine unterstellte Behörde im 
Juli an die grundsätzliche Genehmigung der Übernahme geknüpft hatte. 
Damit ist Eon einen großen Schritt vorangekommen - ein vollständiger 
Durchbruch ist das noch nicht. Denn es bleibt offen, von welchen 
Auflagen genau die Energiebehörde CNE abrücken wird.
Am schmerzhaftesten für Eon ist der geforderte Verkauf von Teilen 
der Endesa - darunter Atom- und Kohlekraftwerke sowie das Geschäft 
auf den Balearen und Kanaren - , die vermutlich Gas Natural und 
Iberdrola zugeschanzt würden. Bei dem nun angestrebten Kompromiss 
zwischen EU und Spanien ist es für Eon von geringerer Bedeutung, ob 
der Konzern letztlich wie kolportiert vielleicht nur 15 oder 25% 
statt 33% der Endesa-Kraftwerkskapazität abgeben soll. Entscheidender
als Prozentzahlen ist die Frage, wie gut die Teile herauszulösen 
sind, ohne das Gesamtgeschäft zu beeinträchtigen. Ein Verzicht Eons 
auf Endesas Südamerika-Geschäft ist jedenfalls unwahrscheinlich, weil
dieses sogar mehr auf die Waage bringt als die in Spanien geforderten
Verkäufe.
Der deutsche Konzern darf schon allein deshalb keine allzu großen 
Unternehmensteile abgeben, weil sich sonst das Management von Endesa 
mit aller Macht gegen die Übernahme stemmen würde. Für die Manager 
hat der Erhalt des Konzerns in möglichst vollständiger Form 
Priorität. Im Falle einer drohenden Zerschlagung würde Endesa wohl 
ihre Klage aufrechterhalten, deretwegen die Eon-Offerte ebenso wie 
die von Gas Natural bei der Börsenaufsicht auf Eis liegt.
Eigentlich hatte die spanische Regierung Endesa der katalanischen 
Gas Natural zugedacht, um die katalanischen Regionalisten für 
abgeblockte Autonomiebestrebungen zu entschädigen. Dass Madrid jetzt 
einlenkt, ist ein Zeichen für die Durchsetzungskraft der 
EU-Wettbewerbshüter. Ihr Vorteil: Sie müssen nicht langwierig vor 
Gerichten klagen, sondern können ihre Position auch direkt zur 
Geltung bringen - durch eine Anweisung zur Aufhebung der CNE-Auflagen
und bei Widerstand sogar durch eine Kürzung der EU-Gelder für 
Spanien.
(Börsen-Zeitung, 15.9.2006)

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