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Boersen-Zeitung: Japanische Kommunikation, Kommentar von Birga Böcker zum Ende der Nullzinspolitik in Japan

Frankfurt (ots)

Die von der japanischen Notenbank vor einigen
Monaten angekündigte "dynamische Kommunikation mit dem Markt" hat 
ihre erste Feuerprobe überstanden. Das Ende der Nullzinspolitik in 
Japan ist von den Anlegern vergleichsweise ruhig aufgenommen worden. 
Kaum ein Marktteilnehmer, der noch mit einer Verschiebung der 
Entscheidung gerechnet hatte. Und auch die Tatsache, dass die 
Notenbank das obere Limit für den kurzfristigen Zins (Lombard-Satz) 
auf 0,4% statt auf 0,5% erhöhte, wie von manchen Analysten 
prognostiziert, liegt im Bereich der Erwartungen. Bisher hat 
Notenbankchef Fukui damit sein Versprechen eingehalten, eine Politik 
der "Transparenz und Flexibilität" verfolgen zu wollen.
Die Märkte in die richtige Richtung gelenkt hatte die Bank von 
Japan (BoJ) schon im März. Damals hatte sie klar gemacht, dass es 
mindestens bis Juni dauern würde, überschüssige Liquidität aus dem 
Markt zu nehmen - die Voraussetzung für eine Zinserhöhung.
Lange Zeit wurde ein Zinsschritt im dritten Quartal erwartet, 
später schwenkten viele Investoren auf den Juli ein. Als der Markt 
dann plötzlich vor einigen Wochen die schwächelnden Aktienkurse zum 
Anlass nahm, das Ende des Nullzinses erst im Herbst zu erwarten, 
schritt Fukui ein: Die Bank von Japan werde "früh und in kleinen 
Schritten" handeln, machte er deutlich und schwor damit die 
Marktteilnehmer wieder auf den Juli-Termin ein.
Auch nach dem Zinsschritt vom Freitag fand Fukui klare Worte: "Die
Zinsen bleiben noch eine ganze Weile sehr niedrig", wiederholte er 
sein bisheriges Dogma. Zudem versprach er, die Geldpolitik nur 
langsam den neuen Bedingungen anpassen zu wollen - eine Wortwahl, mit
der er sich bewusst von den fortlaufenden Trippelschritten der 
US-Notenbank distanziert. Denn wenn die BoJ eines verhindern will, 
dann sind es steigende Langfristzinsen und ein Abwürgen der 
Konjunktur. Schon aus Erleichterung über die klaren Worte der Bank 
von Japan dürften die Kurse an Japans Anleihemarkt kurzzeitig steigen
und die Renditen sinken. Doch sollten sich die Investoren nicht 
täuschen: Ein zweiter Zinsschritt noch in diesem Jahr ist keineswegs 
ausgeschlossen. Allerdings wird er nicht aus heiterem Himmel kommen. 
Bevor es so weit ist, wird die Notenbank gemäß ihrem neuen 
Kommunikationsmotto entsprechende Hinweise liefern.
(Börsen-Zeitung, 15.7.2006)

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