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Boersen-Zeitung: Rien ne va plus, Kommentar zu den heftigen Reaktionen auf die Zugeständnisse der Deutschen Börse gegenüber Euronext von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nach den neuen Zugeständnissen wird niemand Reto
Francioni den Vorwurf machen können, nicht alles versucht zu haben, 
um sich im Kampf mit der New York Stock Exchange um 
Euronextdurchzusetzen. Mit dem modifizierten Fusionspaket ist der 
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse bis an den Rand des gerade 
noch Erträglichen gegangen. Wenn das nicht reicht, geht nichts mehr.
Die teilweise heftigen Reaktionen im Inland belegen das deutlich. 
Für einige, darunter die Hessische Landesregierung, die 
Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Unternehmens und Teile der 
Bankenszene, ist der Rubikon sogar bereits überschritten. Das 
Angebot, zentrale Funktionen mit Paris und Amsterdam zu teilen, die 
Informationstechnologie-Aktivitäten nicht nur von Frankfurt aus, 
sondern auch von der französischen Hauptstadt aus zu leiten und in 
ein gemeinsames Joint Venture mit Atos einzubringen, sowie die in 
Aussicht gestellte Aufgabe von Xetra zugunsten des 
Aktienhandelssystems NSC sorgen für Befürchtungen, dass Arbeitsplätze
verloren gehen. Teile der Bankenbranche sorgen sich um 
Systemumstellungskosten.
Dabei wird leicht vergessen, dass dies der Preis ist, der 
entrichtet werden muss, um langfristig die für Börsenbetreiber, 
Nutzer und Börsenaktionäre optimale Marktstruktur für Europa zu 
erreichen. Einen Preis hat die Deutsche Börse bereits bezahlt. 
Unabhängig davon, ob die Fusion zustande kommt oder nicht, wird die 
Bereitschaft, gegebenenfalls Xetra aufzugeben, negative Folgen haben.
Denn sie muss den Kunden - der Wiener und der Dubliner Börse -, die 
das System über eine Outsourcing-Vereinbarung nutzen, zu denken 
geben. Das Gleiche gilt für die Shanghaier Börse, die eine Lizenz für
eine abgespeckte Version von Xetra erworben hat. In Zukunft wird es 
in jedem Fall erheblich schwerer fallen, weitere Kunden für das 
System zu gewinnen.
Umso unverständlicher ist die Reaktion von Euronext. Die 
Mehrländerbörse erklärt, dass sich die Deutsche Börse kaum von der 
Stelle bewegt habe. Das stellt die Tatsachen auf den Kopf, täuscht 
aber nicht darüber hinweg, dass sich die Kritik an der 
Fusionsvereinbarung mit der New Yorker Börse in Frankreich noch 
weiter verstärken wird. Das Eis, auf dem der Euronext-CEO, 
Jean-François Théodore wandelt, ist merklich dünner geworden.

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